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Mit Landschaftsmalerei betraten die USA in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bühne der internationalen Kunstwelt. Wildnis und Weite der Neuen Welt erschien Maler-Pionieren wie Thomas Cole und Frederic Edwin Church als etwas Unvergleichliches, scheinbar Grenzenloses. In den Catskill Mountains nördlich der stetig wachsenden Stadt New York schuf ein Kreis von Malern, den man später als Hudson River School bezeichnete, wildromantische Bilder. Maler, Wissenschaftler und Abenteurer unternahmen strapaziöse Reisen, um die Naturwunder der Neuen Welt zu erkunden. Ihre Bilder und Berichte regten die Entstehung eines frühen Tourismus zu den spektakulären Landschaften der White Mountains, der Niagara Falls und des Yosemite Valley an. Landschaftsmalerei galt in den USA als wichtigste Kunstgattung, als Zeugnis nationaler Identität und der spirituellen Vorstellung von Amerika als dem neuen »Promised Land«.

Die Ausstellung gliedert sich in acht Sektionen: Wildnis, Die Siedler in der Wildnis, Die Niagarafälle und ihre »furchtbare Grandeur«, Kunst und Wissenschaft, Die Anziehungskraft Italiens, Der amerikanische Westen, Luminismus, Die Entstehung der erhabenen Landschaft.

Amerika war eine junge Nation auf der Suche nach Identität. Die Künstler griffen die Neuartigkeiten der amerikanischen Landschaft auf – ihre Größe, Unbekanntheit und Vielfalt. Die Wildnis, die noch im 18. Jahrhundert gefürchtet und abgelehnt worden war, wurde nun als wichtigste Besonderheit Amerikas gesehen – ein Symbol für die unbegrenzten Möglichkeiten des Landes ebenso wie für seine Geschichte. Thomas Cole war der erste wichtige Maler, der sich der amerikanischen Wildnis verschrieb. »Amerika steht nicht so sehr für die Vergangenheit, sondern für die Gegenwart und die Zukunft«, schrieb er.

Die Siedler in der Wildnis

Die Besiedlung des Landes entlang der sich immer weiter nach Westen verschiebenden Grenze war ein reizvolles Motiv für die Maler der Hudson River School. Viele Landschaftskünstler zeigten Familien bei der Kultivierung des Landes und ihr Leben in Harmonie mit der Natur. Diese Frontier-Szenen stellten die Tugend des Fleißes vor Augen, häufig im harten Klima des Winters, das im 19. Jahrhundert als Sinnbild für die Entbehrungen der ersten Siedler verstanden wurde.

Die Niagarafälle und ihre »furchtbare Grandeur«

Wegen ihrer Größe, Wucht und Wirkung wurden die Niagarafälle zum meistbesuchten Naturwunder in den Vereinigten Staaten, Generationen von Künstlern malten die Wasserfälle. Besucher sahen sich selbst als Pilger auf der spirituellen Reise zu einem Ort, der ihnen eine emotionale und religiöse Erfahrung vermittelte.

Kunst und Wissenschaft

Im 19. Jahrhundert weitete sich das wissenschaftliche wie künstlerische Interesse amerikanischer Künstler auch auf die Gebiete nördlich und südlich der Vereinigten Staaten aus. Der deutsche Forscher und Entdecker Alexander von Humboldt beschrieb diese Regionen in seinem naturgeschichtlichen Buch Kosmos von 1845 und stellte das unberührte Land als Ausdruck der unendlichen Schaffenskraft Gottes dar. Inspiriert von Humboldt reisten Künstler wie Frederic E. Church und William C. Bradford nach Südamerika, Westindien und in die Arktis.

Die Anziehungskraft Italiens

Viele Künstler der Hudson River School reisten nach Europa, um in den Museen Inspiration zu finden und vor der Natur den eigenen Stil zu vervollkommnen. Maler wie Thomas Cole betrachteten besonders die Natur Italiens als Inbegriff des alten Europa. Sie fühlten sich von den geschichtlichen Assoziationen der Landschaften zwischen dem Ätna im Süden und den Seen im Norden angezogen und fanden vor allem in Rom und der Campagna Motive für ihre Bilder.

Der amerikanische Westen

Auch mit Darstellungen immer neuer Gegenden und Motiven suchten viele Künstler den Erfolg. Als die amerikanische Regierung 1859 eine Expedition in die weitläufigen Gebiete des Westens entsandte, schloss sich Albert Bierstadt dem Team an und reiste durch Kansas und Nebraska in die Rocky Mountains. Nach seiner Rückkehr malte er in New York eine Reihe von Landschaften, die vom Yosemite Valley und den Bergen der Sierra Nevada inspiriert waren. Diese Bilder begründeten seinen Ruf als bedeutendster Maler von Landschaften des amerikanischen Westens.

Luminismus

Nach dem Bürgerkrieg spezialisierten sich die Maler auf unspektakuläre Landschaftstypen: den Strand an der Küste von Massachusetts oder die flachen Marschlandschaften in Rhode Island und Connecticut mit ihren schlichten Heuschobern und schmalen Flussläufen. Auch der Hudson River wurde nun als ruhig dahinfließender Strom dargestellt. Diesen bescheidenen Sujets entlockten die Maler in den 1860er und 1870er Jahren immer wieder neue Reize.

Die Entstehung der erhabenen Landschaft

Indem sie den amerikanischen Kontinent als Naturraum von überwältigender Größe schildern, knüpfen die amerikanischen Landschaftsmaler an eine in Europa seit dem 17. Jahrhundert bestehende Tradition erhabener Landschaftsmalerei an. Eine Auswahl von Zeichnungen und Druckgraphiken aus dem Bestand der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart zeichnet im Rahmen der Ausstellung die Entwicklung dieser Landschaftsauffassung von Gaspard Dughet bis Joseph Anton Koch und Caspar David Friedrich nach, wobei Themen und Motive überraschende Parallelen erkennen lassen.

Eine Ausstellung des Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, Connecticut (USA). Unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Staaten von Amerika S.E. Dr. Klaus Scharioth und des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland S. E. William R. Timken, Jr.

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Neue Welt - Die Erfindung der amerikanischen Malerei
Hudson River School
Eine Ausstellung des Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford

Werke von Albert Bierstadt, William Bradford, John William Casilear, Thomas Chambers, Frederic Edwin Church, Thomas Cole, Jasper F. Cropsey, Asher B. Durand, Sanford Robinson Gifford, Martin Johnson Heade, John F. Kensett Joseph Anton Koch ...