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Am 21. Mai um 20 Uhr eröffnet der heliumcowboy artspace die Ausstellung „sneak like a panther (Puschen for the cosy Generation)“ mit der Künstlerin Nina Braun.

Von Klamotten hatte Nina Braun aka Sumo ja bekanntlich die Nase voll – und jetzt wird sie die Galerie in einen Schuhsalon verwandeln? Ob Dr. Js von Converse, Pony # 1, die ersten Air Jordans und Dunks, Adidas’ Superstar oder auch den Airwalk Vic – diese und viele weitere Klassiker der Sneakergeschichte, aus Wolle und Filz aufwendig und möglichst originalgetreu nachempfunden, stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Ferner werden neue Bilder, in Acryl und Textil, sowie Puppen zu sehen sein.

Nina Braun überhöht die Sneaker-Kultur, die sie mit ihrem Modelabel SUMO jahrelang mitgeprägt hat, holt sie aus den Streetwear-Shops heraus und in die Galerien, wo diese Klassiker der modernen Turnschuh-Generationen endlich Einzug halten – auf Nina Brauns ganz eigene, detailverliebte, handwerkliche Art. Bereits zuvor hatten in ihrer Arbeit Nadel und Faden Pinsel und Acrylfarbe ergänzt und vollkommen neue Ansichten ihres auch von der Street Art und Labelkultur geprägten Stils ermöglicht. In der Galerie heliumcowboy artspace wird Nina Braun einen umfänglichen Eindruck in ihren reichhaltigen Kunst-Kosmos geben.

Auch Sdag (Fingerprints) ist Sammler und wird auf der Vernissage mit ähnlich wertvollen Schätzen aus dem Hip Hop Untergrund - schwerpunktmäßig aus London – sowie seinen Fähigkeiten als Turntabelist für die musikalische Untermalung sorgen.

Nina und so: Zeichen des Alltags Von Tina Schramml

Die Kunst der Nina Cristina Elisabetta Braun besteht darin, Zeichen zu setzen. In unserer auf den Augen-Blick ausgerichteten globalisierten Gesellschaft sind wir von Zeichensprachen und Codes allgegenwärtig umgeben. Zeichen schaffen Orientierung, vermitteln Informationen und können umgedeutet und ideologisch aufgeladen sein.

Ninas Zeichensprache ist plakativ, humorvoll und lesbar auf verschiedenen Ebenen. Jedes Motiv hat eine eigene Geschichte und lässt gleichzeitig Raum für eigene Assoziationen. Genaues Hinschauen und eigenverantwortliches Handeln hat sie früh gelernt. Auch Pfadfinderin gewesen zu sein war sicher nicht die schlechteste Schule dafür, die Zeichen der Zeit zu sehen und zu verstehen. Was in einer Kleinstadt im Rheinländle begann hat einen persönlichen kreativen Pfad in die Wege geleitet, der über Stationen wie internationale Jugendarbeit, Entwicklungspolitik, die Gründung der ortseigenen Antifa-Filiale, künstlerische Arbeit auch immer als lebendigen Prozess begreift. Interaktion, Bezug auf und Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse ist der Künstlerin ein inneres Bedürfnis.

„Mein Eindruck von der Kunsthochschule war „Kunst darf auf keinen Fall gut aussehen und vor allem keinen Spaß machen!“

Angewandte Kunst erscheint in diesem Zusammenhang als ein erstrebenswerteres Kommunikationsmittel, als die „höheren“ Sphären der freien Kunst. Nina Braun ist eine Macherin. Sie lebt nicht in einer Kunstwelt, sondern begreift das Leben selbst als Kunstform, das es zu verarbeiten, zu verschönern, zu verbessern gilt. Deshalb entschied sie sich - nach Ausflügen in das Studium der Kunsttherapie und -pädagogik (Hoogeschool Sittard / Niederlande, Universität Hamburg) und der Freien Kunst (Hochschule für bildende Künste Hamburg) - dafür erst einmal Tatsachen zu schaffen, statt sich im Kunstkokon selbst zu bespiegeln. Konkret werden, Projekte initiieren, Zusammenhänge schaffen und dabei den Spaß an der Sache nicht verlieren. Mit dieser Motivation startete sie in die geschäftliche Selbstständigkeit. Denn die unabhängigen Produktions- und Vertriebsstukturen von Welfare Distribution / Cleptomanicx, an deren Aufbau sie schon jahrelang mitgewirkt hatte, boten Nina nun ihrerseits die Möglichkeit ihre Kreativität in Klamotten mit ‚role-model-korrigierenden’ Nebenwirkungen zu kanalisieren. So war sie von 1998 bis 2004 als Designerin und Geschäftsführerin für Sumo Clothing tätig.

Ob Stickereien und Puppen, Schweißarbeiten, Animationen, Aufkleber, Stencil Graffiti und Malerei, oder die Klamottendesigns und Art-Works für die Sumokollektionen - ein sichtbares Produkt, das möglichst viele Menschen erreicht ist der Künstlerin allemal lieber, als Denkanstösse für die intellektuelle Elite hinter verschlossenen Türen. Den ‚Bildungsauftrag’ formulieren dabei höchstens die von ihr geschaffenen Characters und das gerne in ihrer (selbst) ironischen Art (‚Mauz’). In klassische Handarbeits-Disziplinen neue Inhalte einzustricken und so alte Klischees ad absurdum führen - diese Arbeitsweise entspricht der pragmatischen Allrounderin. Wenn die Designerin in Serienproduktion geht, dann kommt die Künstlerin bei der Arbeit am Unikat zur Ruhe. ‚2 – 3 Monate an einem Gobelin zu sticken find’ ich einen prima Ausgleich für diese Welt in der fast alles reduplizierbar und im Überfluss vorhanden ist.’ Und falls die alte Pfadfinderin die Abenteuerlust packt, dann geht sie auf die Straße..

„Man bedient sich der Sprachrohre, die auf der Straße zu finden sind – ‚urbane Disziplinen’ wie Stickern, Plakatieren, Sprühen, T-Shirt Propaganda, Fanzine Produktionen,...“

Will man Nina unbedingt ein Etikett ankleben, dann ist der größte gemeinsame Nenner ihres kreativen Schaffens wohl die Street-Culture-Bewegung. Strictly Underground, diese Parole hielt sie sogar mit ihrem Modelabel auf bewundernswerte Weise durch. Denn es gehört schon eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein dazu, dem Werben der Mainstream-Medien stand zu halten. Ihre Motivation und ihre Motive findet man stattdessen auf der Straße. Was Anfang der Neunziger mit „Kunst am Bau“- Mosaiken, die als Geburtstagsgeschenke Hamburger Häuser zierten begann, wurde zur visuellen Schnitzeljagd im hanseatischen Großstadt-Revier. Neue Sumo-Motive findet man zuerst im Straßenbild bevor sie auf den Klamotten auftauchen. Und obwohl oder gerade weil nun die Serienproduktion ihrer Kollektions-Arbeit ausläuft, gilt es die Augen offen zu halten. Das Sumo-Wappentier ist nicht zufällig der Panther - die einzige Wildkatze, die sich nicht zähmen lässt. Sumo wird in freier Wildbahn kreative Freiheit zurückgewinnen. Das Leben geht weiter, die Kunst auch. Fest steht nur die alte Pfadfinder-Maxime:

„Verlass die Welt immer ein Stückchen schöner, als du sie vorgefunden hast.“

Pressetext

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Nina Braun: sneak like a panther