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Paul Saint (*1960 Nambour, lebt und arbeitet in Sydney) Sixth short story 2006, ink and chromagenic print on moab paper 33 x 102cm Courtesy Gitte Weise Galerie Berlin

Paul Saints neue Arbeit lässt den Trost der Nostalgie unter dem Gewicht seines eigenen Versprechens zusammenbrechen. Seine handgemachten Chiffren der Ersatz-Vertrautheit bringen das Hintergrundrauschen der Erinnerung durcheinander. Sie sind Zeichen einer erdachten Vergangenheit, welche vor einer Kulisse von Erinnerungsstücken auftreten. In dieser Arbeit imitiert die Hand des Künstlers mit ihrer Gebärde den Klang der trügerischen Beharrlichkeit der Erinnerung. Es ist jedoch die Sinnlosigkeit dieser Gebärden, die deren Wert ironischerweise garantiert. Das Verdecken ist hier eine Form der Wiederherstellung.

Gleich dem Messen der Zeit mit einer kaputten Uhr zeichnet Saints Arbeit die gleitende Skala des Empfindens auf. Die Ermüdung der Erinnerung und ihre Löschung sind offenbar. Schwankende Linien lenken die Aufmerksamkeit auf unsere mit Fehlern behafteten Rechensysteme. Die Fehlausrichtung gedruckter Verzeichnisse stellt sicher, dass die sichere Präzision der Logik anmutig beschädigt wird. Diese enttäuschten Erwartungen lenken wiederum Aufmerksamkeit auf die Produktion des Andenkens als eine Stätte des Vergessens.

Die bedruckten Blätter der Nostalgie, welche Saint in seinen Reisen durch die Details der Vergangenheit wieder besucht, sinken unter dem Gewicht des Empfindens zusammen. Die Wiederholung mnemonischer Zeichen übermittelt eine Serie irreführender Zusicherungen. Die Unregelmäßigkeiten der Wahrnehmung wiegen hier schwer gegen die Oberfläche von Erscheinungen.

Es erinnert an die von Saint während des gesamten Verlaufes seines Schaffens gefertigten verschiedenen Gefäße und bildhauerischen Objekte, wie diese Arbeiten auf Papier sich weigern, unsere Konventionen stabil zu halten. Hin und wieder, überarbeitet bis zu einem Punkt der beinahen Unfähigkeit, sind es vielleicht ihre Bemühungen um Kohärenz (sowohl physische als auch semiotische), die ihnen erlauben, vor unserem geistigen Auge als Vermenschlichungen der Natur zu existieren. Es ist ihre fehlerhafte Erscheinung, die sie allzu menschlich macht. Die Erzählungen hier sind nicht großartig, und die Geschichten unterliegen dem Wandel. Von einer imaginären Vergangenheit vorwärts zählend, scheint das Timing völlig falsch zu sein. Saints Arbeit, die mit der ŒRealität¹ der Dinge nicht harmoniert, strebt hin zu einem Gesetz der überschüssigen Durchschnitte, das den Zerfall der Vorstellung als einen gemeinsamen Nenner der Erinnerung ansieht.

Früher war der Maßstab groß und die Systeme waren kompliziert. Jetzt sind die Maße angepasst und die Methoden sind einfach. Jetzt ist das Blatt voll, und es ist ein eindeutiges Zeichen, wieder mit dem (Neu-)Schreiben zu beginnen.

Tanya Peterson 2006

Tanya Peterson ist Dozentin fuer Photomedia an der University of Sydney, College of Arts, Sydney, Australien.

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Paul Saint
Meagre