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Raphaela Vogel
Bellend bin ich aufgewacht

Mit Raphaela Vogel (*1988, Nürnberg) präsentiert das Kunsthaus Bregenz vom 19. Oktober 2019 bis zum 6. Januar 2020 eine der jüngsten Künstler/innen der KUB Geschichte.

Müde hängen an ihren Enden befestigte Häute von den Wänden. Raphaela Vogel hat Ziegen- und Elchhäute vernäht, bemalt und mit Polyurethan beschwert. Sie zeigen verwilderte gestische Spuren, Gewaltszenen oder flüchtige Gesichter, die wie stumpfe Spiegel von den fast dreieckigen Lederstücken blicken. Raphaela Vogel stellt diese großformatigen Bilder neben raumgreifende Videoskulpturen. Zierliche Gestänge, Plastikplanen und technische Gerätschaften gehören als fixe Bestandteile zu ihren Arrangements. Die Stangen wirken wie Zeichnungen im Raum, die Planen wie amorphe Kulissen und die Apparate wie flackernde Scheinwerfer. Manches scheint beweglich, anderes wird in eine labile Lage oder in heftige Spannung versetzt. Die Teile sind durch Seile verbunden, sie erinnern an Vorgänge physikalischer Transformation. Alu-Traversen schieben sich in den Raum oder bauen sich als Riesenkandelaber zu totalitären Statuen auf. Diese Elemente der technischen Welt stehen im Kontrast zu den Videobildern, die Vogel aus Versatzstücken, Selbstporträts und Drohnenaufnahmen schneidet. Diese Ansichten kreisen, werden gedreht oder gespiegelt. Kaleidoskopische Wirkungen und Schwindel sind die Folge. Eine andere Werkgruppe der jungen Künstlerin umfasst Abgüsse aus Acryl. Es sind meist lebensgroße Skulpturen von Tieren oder einzelne Plastiken, die überdimensionale Ausmaße annehmen.

Raphaela Vogel verbindet Skulptur und Video, Raum und Readymade. Ihre Kunst besteht in der physisch erlebbaren Spannung sowie in einem kontrastreichen Spiel aus Imagination und Dimension. Es entwickeln sich kraftvolle und energische Räume, die Fragen zur menschlichen, im Besonderen weiblichen Subjektivität schärfen. Das Kunsthaus Bregenz mit seinen ruhigen, industriell anmutenden Hallen ist für diese Art der raumgreifenden Skulptur nicht nur geeignet, sondern allein schon durch seine Dimension die beste Vorgabe für Vogels künstlerische Experimente.

Helke Sander
Als Teil der Ausstellung wird ein Film der deutschen Feministin und Aktivistin Helke Sander (*1937) zu sehen sein. Der etwa zehnminütige Schwarzweißfilm zeigt eine junge Frau, die in Hamburg mit zwei Kleinkindern einen Baukran erklimmt. Auf den Flugblättern, die sie von dem Kran herunterwirft, fordert sie eine für sich und ihre Kinder leistbare Wohnung. Sander drehte den Film Nr. 1 – Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste 1984 vor dem Hintergrund einer wahren Geschichte. Im Februar 2019 waren Helke Sanders Filme ein Schwerpunkt der Retrospektive der 69. Berlinale. Unter dem Titel Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen, kuratiert von der Deutschen Kinemathek, wurde das Filmschaffen von Regisseurinnen in der Zeit von 1968 bis 1999 beleuchtet.

Raphaela Vogel (*1988, Nürnberg) studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Michael Hakimi und an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Peter Fischli. Mit Einzelausstellungen war sie u. a. in der Kunsthalle Basel (2018), in der Berlinischen Galerie (2018), an der Volksbühne Berlin (2017), in der BQ Galerie, Berlin (2016), und im Bonner Kunstverein (2015) vertreten. Im Format Kapsel 09 waren in Frühjahr 2019 Arbeiten von Raphaela Vogel im Haus der Kunst in München zu sehen. Vogel lebt und arbeitet in Berlin.

Partner und Sponsoren
Das Kunsthaus Bregenz bedankt sich bei seinen Partnern für die großzügige finanzielle Unterstützung und das damit verbundene kulturelle Engagement.