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Der in Hörbranz lebende Künstler ist vielleicht der radikalste Maler Vorarlbergs. Farbe ist für Richard Bösch Material und Mittel der Verdichtung, zugleich ein Instrumentarium, um den archaischen Strukturen des Daseins nachzuspüren. Anlässlich seines 75. Geburtstags widmet ihm das vorarlberg museum eine umfassende Retrospektive. Gezeigt werden Werke aus rund fünf Jahrzehnten intensiven Schaffens und Ringens um Form und Ausdruck. Die Sonderausstellung im vorarlberg museum ist vom 25.11.2017 – 25.2.2018 zu sehen.

Nur ein „beseeltes Bild“ ist für Richard Bösch ein gutes Bild. Ob abstrakt oder figurativ ist nebensächlich. „Wenn dem Thema nicht eine ursprüngliche Kraft zugrunde liegt, dann ist es illustrativ, dann ist es nicht ursprünglich künstlerisch“, sagt der Künstler. Das Thema der Malerei ist sein Leben: Selbsterkundung, Selbstfindung, Lebensbewältigung – er wollte mit der Tätigkeit der Kunst „ein Leben gewinnen“. In den 1990er Jahren wurde er „Meister der dunklen Töne“ genannt, heute überwiegen hellere Farben. Richard Bösch studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1963–1968) bei Robin Christian Andersen, Herbert Boeckl und Walter Eckert und kehrte kurz darauf nach Vorarlberg zurück. Seit 1980 arbeitet er als freischaffender Künstler.

Die Ausstellung Dank der großzügigen Unterstützung privater Sammler ist es dem vorarlberg museum gelungen, einen noch nie in dieser Dichte gezeigten Überblick über Böschs Gesamtwerk zu geben. Die Ausstellung mit über 170 Gemälden und Zeichnungen folgt seinem Werdegang: Ausgehend von Zeichnungen, die noch auf der Akademie entstanden sind, über die figurativen Phasen wird die bildnerische Entwicklung Böschs bis zur Abstraktion anschaulich skizziert. In einer raumgreifenden Vitrine ist das berührende Bilder-Tagebuch aus den 1980er Jahren zu sehen, in dem Bösch seine Erfahrungen und Empfindungen, Gedanken und inneren Spannungen widergibt, die damals in einer persönlichen und künstlerischen Krise hochkamen.

Im Atrium werden neueste, großformatige Arbeiten präsentiert, die Böschs Meisterschaft in Farbe und Form, Proportion und Fläche zeigen. Die Farbe ist ihm zum Material geworden, auf der Suche nach der „Metaphysik der Oberfläche“, der Durchdringung des Seins.

„Wachsamer in der Provinz“ Richard Bösch hat über 50 Jahre die Kunst, den Kunstmarkt und den Künstler in der modernen Gesellschaft hinterfragt, oft als Provokateur streitbar in den Medien, und damit stets unbeirrt und entschieden für die Malerei und die Kunst gekämpft. Den wechselnden Trends und Moden des Zeitgeistes entzog er sich. Der Ausstellungsbesucher kann in einem Video-Interview Bösch’s Überlegungen zu Kunst

und Leben folgen: „Die einfache Grundfrage: Wenn ich keine fixe Orientierung habe, wenn ich nicht weiß, da erwartet mich das Jenseits oder das Paradies, wenn ich keine Gewissheiten habe, dann ist für mich die existenzielle Haltung, das Leben in Würde leben, eine Qualität für sich.“

Katalog Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Residenz Verlag mit Beiträgen von Peter Niedermair, Ute Pfanner, Karlheinz Pichler und Udo Rabensteiner sowie einem Künstlergespräch, das Peter Melichar geführt hat.