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In einer Übersichtsausstellung aus rund 50 Jahren zeichnerischer und druckgrafischer Tätigkeit zeigt der Essener Künstler Rolf Escher Arbeiten, die sich mit Motiven aus Deutschland auseinandersetzen.

Unter dem Titel „Spuren nach Innen“ werden Werke aus dem Ruhrgebiet und Nordrhein-Westfalen, Norddeutschland, dem Frankfurter Raum, Süddeutschland, aus Sachsen und dem Berliner Umland gezeigt. Ein Komplex behandelt Objekte, die symbolhaft die Rastlosigkeit des Menschen wiedergeben.

Die Zeichnungen, Radierungen und Lithografien des 1936 in Hagen geborenen und in Düsseldorf ausgebildeten Künstlers Rolf Escher präsentieren uns eine verlassene Welt, die aber doch weiter zu leben scheint. Er holt sie aus ihrem “Dämmerzustand“ hervor, fixiert sie in Ansätzen, lässt bewusst Teile seiner Motive offen oder setzt sie collagenartig zusammen. Seine Bilderwelt, die früher mehr den mediterranen Raum wiedergab, hat durch die Öffnung Deutschlands im Osten und seinem neuen zweiten Arbeitsort Berlin zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit der Architektur jener Landstriche geführt.

Bei genauerem Hinschauen sind es nicht nur Motive einer klassischen Welt der vorindustriellen Architektur mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bauten und Inventar, sondern auch Motive des Industriezeitalters mit Straßenbahnen, Eisenbahnen, Brücken, Mietshäusern, Werkshallen und Verwaltungspalästen, die ihn interessiert haben. Selten erscheinen Menschen. Sie sind eher als plastisch geformte steinerne, gegossene oder geschnitzte Wesen abgebildet, die in architektonischem Zusammenhang in seinen Blättern erscheinen.

In diesen Arbeiten herrscht die Stille vor. Die dargestellten Gebäude waren bewohnt und werden es wohl auch wieder sein. Doch im Moment der Wiedergabe besitzen sie eine Sphäre von Ruhe und selbstverständlicher Präsenz. Das gleiche wird bei seinen „Dingen“ des menschlichen Alltags deutlich. Die höfischen Tanzstiefelchen, die Notbeschuhung der Nachkriegszeit oder auch die Arbeitsschuhe des Bergmanns sind ebenso wie die Taschen, Koffer, Stühle oder andere Utensilien Ausdruck einer stilllebenhaften Sammlung menschlicher Hinterlassenschaften. Nirgendwo ist der Mensch in den Werken von Rolf Escher sichtbar, doch er ist vorhanden, auch wenn er sich fast nie zeigt. Der Betrachter wird zum Suchen, Forschen, Vertiefen in die bildlichen Wiedergaben Eschers animiert. Der Künstler lässt vieles bewusst offen. In zeichnerischer Raffinesse entstehen Werke unseres bebauten Umfeldes und von Alltagsgegenständen, die aber durch seine bildliche Gestaltung eine neue Bedeutung erhalten haben.

Alexander von Knorre

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Rolf Escher
SPUREN NACH INNEN
Zeichnerische Suche in Deutschland