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Taxile Doats (1851–1938) Talent der technischen wie künstlerischen Gestaltung von Porzellan und Steinzeug ist heute vor allem Kennern des Jugendstils und des Art Déco bekannt. Doat gehörte als einer der ersten Studiokeramiker überhaupt zu den einflussreichsten Keramikkünstlern seiner Zeit. Seine Rezepturen und Techniken des »Décor flambé«, der Kristall- und Lüsterglasuren sowie die ungewöhnliche Zusammenfügung von Porzellan und Steinzeug dokumentierte er für die Nachwelt in der Publikation »Les Céramiques de Grand Feu« im Jahr 1905.

Der in Albi (Midi-Pyrénées) geboren junge Doat entdeckte während seiner Anstellung im Amt für Post- und Telekommunikation in Limoges, der für Herstellung und Handel mit Porzellan und Emaille bekannten Stadt, seine Vorliebe für das Töpfern. Er nahm zunächst vor Ort Unterricht und wechselte dann zum Studium an die École des Beaux-Arts in Paris. 1877 wurde er von der Porzellanmanufaktur Sèvres als Künstler verpflichtet. Als ihm die Manufakturleitung ab 1895 die Eröffnung eines freien Ateliers mit einem eigenen Brennofen in der Rue de Brancas Nr. 47 in Sèvres gewährte, experimentierte er fortan auch mit Glasurtechniken aus Japan und China.

Seit der politischen Öffnung Japans in den 1870er Jahren wuchs das Interesse an den wirtschaftlichen wie kulturellen Besonderheiten des Landes. Dies wirkte sich künstlerisch aus – der Stil des Japonismus war geboren und floss überdeutlich auch in die Arbeiten Taxile Doats ein. Als Grundtyp seiner Gefäßformen wählte er vor allem Kürbisformen nach ostasiatischen Vorbildern, wie beispielsweise die Kalebasse oder die Koloquinte (»Teufelsapfel«). Seine Experimente zur Kombination von hoch gebranntem Porzellan mit Steinzeug unter Verwendung von charakteristischen kleinen Medaillons in der Technik des »pâte sur pâte« (dt.: »Schicht für Schicht«) stießen bei seinen Zeitgenossen auf großen Beifall. Auch in der internationalen Schmuckszene genossen seine kleinformatigen Gefäße, die miniaturartig aufgesetzte Dekormotive mit Darstellungen aus Antike und Renaissance im transparent anmutenden Kameen-Stil tragen, hohe Anerkennung.

Als der Glaskünstler und Unternehmer Louis C. Tiffany nach seinem Besuch der Weltausstellung von 1900 dem Sammler und international tätigen Kunsthändler Samuel Bing von den neuen keramischen Entdeckungen in Paris berichtete, beschlossen beide, ausgewählte Werke von Pierre-Adrien Dalpayrat, Ernst Chaplet, Auguste Delaherche, Jean Carriès, Taxile Doat und anderen Künstlern in Tiffany?s Galerie in Manhattan zu zeigen. Unter den »Sang de boeuf«-Gefäßen und den matt glasierten Steinzeugen seiner Künstlerkollegen stachen die Exponate mit den feinen »pâte sur pâte«-Ornamenten Taxile Doats derart positiv hervor, dass er die Aufmerksamkeit des Verlegers und Kunstmäzens Edward Gardner Lewis (1869–1950) gewann. Lewis schätzte besonders das pädagogische Talent Doats und den offenen Umgang mit seinem Wissen, da viele Künstler ihre Rezepturen als »Arkanum« verheimlichten.

Er berief Taxile Doat 1909 zum Direktor der Keramikabteilung an die von ihm drei Jahre zuvor gegründete Kunstakademie von St. Louis (Missouri). Ziel des Verlegers war es, die künstlerische Kreativität, vor allem auch die von Frauen, unter Anleitung von Künstlern zu fördern. Doch schon sechs Jahre später musste Lewis Zahlungsunfähigkeit anmelden und das ambitionierte Unternehmen stoppen. Taxile Doat kehrte nach Frankreich zurück und führte hier seine Karriere fort.

Das raffiniert wie elegant gestaltete Kunsthandwerk der Jugendstilzeit gehört zu den besonderen Vorlieben der Sammlerin Gerda Vedder. In idealer Ergänzung zu Ihrem Mann Hugo Vedder, der Glasuren wie Gefäßformen Ostasiens bewunderte, und der bekannten Möbelkunst der Firma Vedder in Lüdinghausen, fand Gerda Vedder in den Werken Taxile Doats die ideale Symbiose der sie inspirierenden Umgebung. Die Taxile-Doat-Sammlung von Gerda Vedder wird erstmals öffentlich im Hetjens-Museum präsentiert.