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AGGREGATION
Franziska Rutishauser, Malerei, Fotografie, Installation
Ausstellung: 25. Juni – 16. Juli 2017
Kunstverein Region Heinsberg
Eröffnung: Sonntag, 25. Juni, 11:30 Uhr
Begrüßung: Michael Dörstelmann, 1. Vorsitzender
Einführung: Ingrid Trantenroth–Scholz, 2. Vorsitzende und Kuratorin
Öffnungszeiten: Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung

Der Kunstverein Region Heinsberg freut sich, Gemälde und Zeichnungen aus der Werkserie „Aggregation– Dark light matter“ und eine Leuchtkasten–Installation mit dem Titel „Symplegaden Nr. 3“ der Schweizer Künstlerin Franziska Rutishauser in ihrer Galerie im Horster Hof zu präsentieren.

Franziska Rutishausers Werk ist von physikalischen, philosophischen und ästhetischen Entwicklungen der Jetztzeit geprägt. Ausgehend von neuen Erkenntnissen über Realität und Veränderungen des Umweltbildes lassen sich ihre Gemälde, Zeichnungen und Fotografien besser in ihrer Gänze verstehen. In der Ausstellung AGGREGATION werden Arbeiten aus dem Werkzyklus „Aggregation–Dark light matter“ gezeigt, die seit 2014 motivisch aus fotografischen Studien von Naturelementen und gedanklich basierend auf neueren Erkenntnissen kosmologischer Forschung entstanden.

Irritation durch Mehrdeutigkeit in Bezug zum Realitätsabgleich verfolgt die Künstlerin in ihrern hyperrealistischen Gemälden seit Jahren. Die Fotografie hat für sie eine zentrale Bedeutung, sie dient ihr zum einen als Hilfsmittel für ihre malerischen und zeichnerischen Werke, zum anderen als eigenständige Ausdrucksform. Die fotografischen Serien kamen seit 2012 in ihrer bildsprachlichen Charakteristik als Slideshows und Leuchtkasten–Installationen zum Ausdruck. Die Gemälde und Zeichnungen aus der jüngsten Serie „Aggregation–Dark light matter“ erzeugen durch die von der Lokalfarbigkeit des Motivs Wasser abweichende Farbgebung Rot in Kombination mit den naturnahen Strukturen Irritationen in der Wiedererkennung der Realität und ermöglichen neue Interpretationen durch diese Störungen. Die Abstraktion der Naturdarstellungen spielt sich so also auf der Interpretationsebene ab, indem zum Beispiel Assoziationen zu Blut, Fleisch, Lavaströmen erfolgen, obwohl die Strukturen von Wasser erkennbar sind. Verstärkt wird diese Wirkung durch Herauslösung von Teilen des Motivs und Freistellung in einen undefinierten Raum oder Einbezug von Flecken, die in den Gemälden schwarz und in den Zeichnungen weiss erscheinen. Der thematische Faden im Werk der Künstlerin zeigt den Blick auf Wasser, Fels, Holz und andere Naturmaterialien. Es ist der Blick eines Wesens auf seine Umgebung. In der bildlichen Formulierung dieses Erblickens mischen sich Gedanken ein, die, Bildstörungen verursachend, darauf hindeuten, den Menschen in Bezug zu seiner Umwelt geistig und emotional neu verstehen zu wollen.

In der Ausstellung sind die Zeichnungen „Aggregation 1–6“ zu sehen, welche Varianten zu den Gemälden „Aggregation I–VII–Dark light matter“ darstellen. Von den Gemälden werden drei ausgewählte gezeigt. Währenddem „Aggregation VI und Aggregation VII“ die Bilder vollflächig ausfüllen, erscheint die Form in „Aggregation V“ schwebend vor dunklem Grund. „Aggregation VI“ ist als Diptychon angelegt. Die eine Hälfte ergänzt sich durch die andere zum Strudel, indem sie zueinander gespiegelt und verformt erscheinen.

Die Leuchtkasteninstallation mit 12 Dias einer fotografischen Bildfolge der Slideshow Symplegaden Nr. 3. mit original 19 Bildern ist eine fotografische Arbeit, die ihre bildliche Erscheinung digitaler Aufnahme und Verarbeitung schuldet. Erst die Vergrößerung zu Dias und als Drucke für die Ausstellung als Edition liess die Bilder physisch werden. Im Wesentlichen sind die Slideshows aber als Abfolge von Bildern in Form von Projektion oder am Monitor zu verstehen. Die fotografische Arbeit mit Bildserien fokussiert den Ablauf eines Vorgangs, sei es das Abschreiten der Umgebung oder das Verharren vor bewegter Umgebung wie bei „Symplegaden Nr. 3“, wo das Meer mit Fels interagiert. Der Titel bezieht sich auf die Legende der Schiffahrt der Argonauten durch die Enge zweier sich bewegender Felsen im Meer an der Einmündung des Bosporus ins Schwarzen Meer.

Die Schweizer Künstlerin Franziska Rutishauser (* 1962 in Münsingen b. Bern) arbeitet seit einigen Jahren auch in Berlin, neben ihren Wirkstätten in Bern und Nizza. Seit dieser Zeit ist ein beeindruckendes Werk an Gemälden und Fotografien entstanden, die sich mit ihrer direkten natürlichen Umgebung auseinandersetzen. Einzelausstellungen im Kunstverein Bad Salzdetfurth und dem Gmünder Kunstverein 2016, im Kunstverein Solingen 2015, den Galerien WHITECONCEPTS by Nicole F. Loeser 2015 und der Galerie Carpentier 2014 sowie Ausstellungsbeteiligungen in Bern, Berlin und Prag waren Stationen der letzten drei Jahre. Ein Oeuvre–Katalog der Jahre 2006 bis 2014 ist im Kerber Verlag, Bielefeld erschienen und ein Ausstellungskatalog zur Ausstellung AGGREGATION, herausgegeben vom Kunstverein Region Heinsberg mit einem Text von Marjatta Hölz liegt zum Ende der Ausstellung in deutsch vor.