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Eröffnung 27. November 2009, 19 h

Protestkultur, TV-Entertainment, Game Shows, Court-TV, Pop, die monumentalen nordamerikanischen Landschaften, Rockerbanden, Affirmative Action und latenter Rassismus, der Western als Filmgenre und die Invasion in den Irak und Afghanistan, harte Männer, Cowboys und Rodeo: Die Ausstellung AMERIKANA versammelt Werke von 8 Künstlerinnen und Künstlern aus New York zu typischen, ja „ur-amerikanischen“ Themen. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Geschichte der Gesellschaft der Vereinigten Staaten mythologisiert. Die NGBK betrachtet den Status Quo des amerikanischen Mythos genauer. Die verhandelten Topoi haben auf die westliche Kultur und ihre Gegenkulturen intensiv prägend gewirkt. Sie sind außerhalb der USA Teil einer fortschreitenden Amerikanisierung und bestimmen das Selbstbild der US-Amerikaner.

Martin Beck, Sanford Biggers, Martha Colburn, Robert Gober, Mary Lucier, John Miller, Donald Moffett, Paul Pfeiffer

Die Künstlerinnen und Künstler problematisieren tradierte Sichtweisen. Sie verschieben die Perspektive oder überzeichnen bestimmte Genres und fördern so Skepsis gegenüber den mythischen Überhöhungen des bisweilen bizarren American Way of Life. Dabei sparen sie auch den scheinbaren Antagonisten, den Underground und die Gegenkultur nicht aus.

Die Ideale von Freiheit und Unabhängigkeit werden in der Ausstellung in ihren normalisierten, pervertierten und grotesken Ausformungen skeptisch betrachtet und mit dem glitzernden und gleichzeitig deprimierenden Status Quo ins Verhältnis gesetzt. Der Blick der Künstler ist aufmerksam, kritisch, dekonstruktiv und angriffslustig, mitunter humorvoll. Er arbeitet mit dem ihm entgegen gebrachten Pathos und zerstört den barocken Charakter, die Vielschichtigkeit, Empathie und Poesie nicht gänzlich. Die Distanzierung erfolgt nüchtern und phantasievoll zugleich.

Der Ausstellungstitel ist in leichter Abwandlung geborgt von einer Ausstellung der Künstlergruppe „Group Material“, mit dem Titel „Americana“, die als Teil der Whitney Biennial 1985 im Whitney Museum of American Art stattfand. Es war eine Art Gegenausstellung, die Objekte und Werke vereinte, die in der Biennale-Struktur nicht vorkamen. Agitprop, Volkstümliches, feministische Kunst und Kunst von schwarzen Künstler_innen, Volkskunst, Outsider Art, Alltagsschmuck, Tapeten und Konsumartikel waren in dichtem Nebeneinander ausgestellt, darunter Werke von Barbara Kruger, Leon Golub, Sherrie Levine, John Miller und Claes Oldenburg und ca. 45 weiteren Künstlerinnen und Künstlern. Prominent im Raum standen zwei große Haushaltsgeräte – eine Waschmaschine und ein Trockner, die auf lapidare Art und Weise den Alltag in die museale Welt holten.

Seit über 20 Jahren stellt das RealismusStudio immer wieder aktuelles, kritisches Kunstschaffen aus den USA zur Diskussion. Wie schon bei der Ausstellung „Steppenwolf – oder das Geräusch des urbanen Raums“ im Sommer dieses Jahres interessiert auch in dieser Ausstellung des RealismusStudios 2009 die Stilisierung gesellschaftlichen Handelns, sowohl das Klischee als auch die Stereotypisierung und wie sie als zeitgenössische künstlerische Verfahren eingesetzt werden, um etwas über den gegenwärtigen Zustand der Zivilisation mitzuteilen.

Frank Wagner Für das RealismusStudio der NGBK

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AMERIKANA
Eine Ausstellung des RealismusStudio der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst

Künstler: Martin Beck, Sanford Biggers, Martha Colburn, Robert Gober, Mary Lucier, John Miller, Donald Moffett, Paul Pfeiffer