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Das Betrachten der Werke von Christiane Pooley (1983 in Temuco/Chile) und Anja Buchheister (1978 in Wolfenbüttel) erfordert schon einen genaueren Blick, denn was zunächst ein bloßes Abbild der Realität verspricht, entpuppt sich unter Umständen als illusorische Täuschung. Im Mittelpunkt beider Künstlerinnen stehen alltägliche Szenerien, Landschaften, Natur, Mensch und Architektur, die sie mit Mitteln der Malerei bzw. Fotografie und Bildhauerei ausschnitthaft beleuchten. Dabei werden nicht nur Sehgewohnheiten konterkariert, sondern auch Wahrnehmungen von Bild, Raum und Perspektive hinterfragt. Wirklichkeit erweist sich als brüchig.

Anja Buchheister transferiert das Medium der Fotografie in die Dreidimensionalität, indem sie es – zum Teil in Kombination mit Zeichnungen – skulptural und installativ auslotet. Von Selbstporträts über Bauwerke bis hin zu Pflanzenformationen: Das jeweils dargestellte Objekt, das die Künstlerin selbst fotografiert, und die Räumlichkeit, in der es neu verortet wird, treten in einen spannungsreichen Dialog. In der Fotografie angebrachte Schnitte, Faltungen und ungewöhnliche Arrangements unterwandern die räumliche Perspektive und bringen den Betrachter auf spielerische Art und Weise dazu, seine Position zu überdenken. Obwohl Anja Buchheister Fragmente des Lebens einerseits realistisch abbildet, dekonstruiert sie andererseits deren Bildhaftigkeit.

Gleichermaßen schafft Christiane Pooley in ihren Gemälden Illusionen, nur um diese wieder zu brechen. Ohne Vorzeichnungen und einem unmittelbaren Impuls folgend, bannt sie figürliche Szenerien, die sich collageartig zusammensetzen, auf den Malgrund. Während die Chilenin einzelne Partien detaillierter ausarbeitet, reduziert sie andere Passagen auf ihre Flächigkeit oder spart diese gänzlich aus, so dass die Oberfläche des Materials freilegt wird. Ihre rätselhaften und atmosphärisch dichten Bilder, die zwischen Abstraktion und Figuration changieren, schöpfen vielfach aus der Kunstgeschichte. Auch wenn ihre Gemälde als „physische Objekte“ klar erfassbar sind, bleiben sie letztlich ein unwirklicher Ort der Imagination.

Nach ihrem Diplom als Kommunikationsdesignerin begann Anja Buchheister ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, das sie 2011 als Meisterschülerin von Stephan Huber abschloss. Neben Ausstellungen in verschiedenen deutschen Städten wurden ihre Arbeiten in München unter anderem im Lothringer 13_Laden, in den Kunstarkaden, in der Akademiegalerie und der Galerie der Künstler gezeigt. 2012 erhielt Anja Buchheister eine Debütantenförderung des Freistaates Bayern, verbunden mit einer Einzelausstellung in der galerieGEDOKmuc sowie einer Katalogpublikation.

Christiane Pooley studierte zunächst bildende Kunst in Santiago und schließlich am Chelsea College of Art and Design, London. 2007 nahm sie an der von Franz West kuratierten Gruppenschau „The Hamsterwheel“ im Rahmen der 52. Biennale von Venedig teil. Darüber hinaus stellte Christiane Pooley mehrfach in Santiago de Chile, Paris und London aus. Dies ist ihre erste Ausstellung in Deutschland.

Beide Künstlerinnen sind bei der Eröffnung anwesend.

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Anja Buchheister / Christiane Pooley
INSIDE OUT