artists & participants

press release

Eröffnung: Samstag, den 12.07.2014, 19 Uhr
Soundperformances zur Eröffnung: hausDorf_Weimar und Nicolas Wiese

They say that history repeats itself. They say that history repeats itself. They say that history repeats itself. They say that history repeats itself. Repeats itself. But history is His story – is not My story. What's your story? (Sun Ra, A Joyful Noise)

Am 12. Juli 2014 eröffnet um 19 Uhr im D21 Kunstraum Leipzig die Ausstellung »future history«. Gezeigt werden Arbeiten von Cauleen Smith und Annette Wehrmann, die mittels Science-Fiction Räume schaffen für die Konstruktion neuer Subjektivitäten und radikaler Gesellschaftsutopien. Science-Fiction dient beiden Künstlerinnen dabei als Akt der Selbstermächtigung und Zurückweisung der »His-story«. Deren Zuschreibungen werden geplündert und umgedeutet. Es entstehen neue, aus vergänglichen Materialien improvisierte Universen, die als Raumkapsel im D21 Kunstraum zwischenlanden.

Annette Wehrmann schuf seit 1996 eine Serie von Ufo-Entwürfen in Auseinandersetzung mit feministischer Science-Fiction-Lektüre und radikalen politischen Entwürfen. Diese changieren zwischen dem Moment des Rückzugs auf sich selbst und Gesellschaftsutopien.

In der Ausstellung »future history« werden 15 Gouachen aus Wehrmanns Serie »UFOs« zu sehen sein. Neben den Gouachen wird ihr »Lese-Ufo« im Raum installiert, in dem Romane von Science-Fiction-Autorinnen liegen. Besucherinnen und Besucher erhalten hier die Gelegenheit, sich in die Lektüre zu versenken und sich »mit anderen Nutzer/innen des UFOs über das Gelesene auszu-tauschen und weitere Möglichkeiten zu entwerfen«. (Annette Wehrmann, Texte über Ufos)

Für Cauleen Smith ist es die erste Ausstellung in Deutschland. Die Künstlerin wird im D21 Kunstraum die Installation »Recording Studio« aufbauen, die auf eine Erzählung über die Improvisationskunst des Sun Ra Arkestras verweist. Zur Eröffnung der Ausstellung wird die Installation als Konzertraum und Aufnahmestudio genutzt. Des Weiteren zeigt Cauleen Smith ihre Arbeit »Ark after the flood«.

Smith verschmilzt in ihren Arbeiten das Interesse an Afrofuturismus mit ihrer Suche nach Handlungsmodellen und Diaspora-Identitäten. Durch die Sprache des Afrofuturismus schafft sie Metaphern, mit der eine afrikanische diasporische Vergangenheit erforscht und mögliche Erzählungen für die Zukunft generiert werden können. Gleichzeitig ist es ein Reenactment eines Traumas – das Dasein einer anderen Spezies, gelandet auf fremdem Boden. Smith verwebt verschiedene exzentrische Obsessionen (Dogon Technologie, Sun Ra, den Film »Das geheime Leben der Pflanzen« und astronomische Phänomene) zu mythischen Erzählungen auf der Suche nach neuer Subjektivität – »after the trauma«.

Informationen zu den Künstler_innen der Ausstellung:

»Die Ufos, die ich baue, sind Formen utopisch-imaginären Charakters zwischen dem Moment des Ausklinkens, des Rückzugs auf sich selbst und der Gesellschaftsutopie, dem Wunsch nach einem besseren, anderen Leben. (...) Gebaute, gebastelte Ufo-Skulpturen sind keine Bausätze für Zukunftsentwürfe, sie bilden auch nicht mögliche Formen außerirdischer Raumfahrzeuge ab. (tatsächlich wüßte ich auch gar nicht, wie so etwas auszusehen hätte – Sie etwa?) Sie bieten dem/der Betrachter/in etwa die Gelegenheit, sich als Nutzer/in im Lese-UFO mit den Weltentwürfen verschiedener Science-Fiction-Autorinnen vertraut zu machen und sich an diesem Ort mit anderen Nutzer/innen über das Gelesene auszutauschen und weitere Möglichkeiten zu entwerfen. Wie wäre es... « (Aus: Annette Wehrmann: Texte über Ufos, in: Shedhalle/Programm/99, Zürich: Shedhalle 1999, S. 58–61.)

Die deutsche Künstlerin und Autorin Annette Wehrmann (1961-2010) entwickelte eine künstlerische Position zwischen Skulptur und Intervention, die kunsthistorisch an die Methoden der Konzeptkunst und Aktionskunst sowie an die Sprache der Situationistischen Internationale anknüpft. Mit austauschbaren, flüchtigen und billigen Materialien stellte sie Objekte her, die ein Spannungsverhältnis zu gesellschaftspolitischen, erkenntnistheoretischen und künstlerischen Großfragen produzieren.

Cauleen Smith (*1967) ist Filmemacherin und Künstlerin. Zurzeit arbeitet sie als Professorin für bildende Kunst an der University of California in San Diego.

In experimentiellen Werken, die sich oft auf die Symbole des Afrofuturismus beziehen, setzt sie sich mit afroamerkanischer Identität auseinander, speziell mit Blick auf die Frage nach der Identität und Sichtbarkeit der afroamerikanischen Frauen. Ihr erster Spielfilm, »Drylongso«, brachte ihr breite Anerkennung als Filmemacherin. Ihr Stil ist beeinflusst von ihren College-Mentoren Angela Davis, Trinh T. Minh-ha und Lynn Hershman Leeson. Smith arbeitet an mehreren Projekten zum Jazzmusiker Sun Ra und seinem Arkestra. Sie lebt in Chicago.

Zuletzt wurden ihre Arbeiten im Museum of Contemporary Art Chicago, The Kitchen, New York und im Yerba Buena Center for the Arts, San Francisco, gezeigt . Sie ist mit Stipendien vom Rockefeller Inter-Cultural Media Arts Fellowship, dem American Film Institute, dem National Black Programming Consortium, Artmatters und Creative Capital ausgezeichnet worden.