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Opening: 19 Sep, 19 h

Vom 20. September bis zum 11. Oktober 2008 zeigt die Galerie Kai Hoelzner die Ausstellung "Haus der Mitte" mit Andreas Gehlen, Stephan Gripp, Klaus Kleine, Alexandra Hopf, Svenja Kreh, Phillip Maiwald und Uwe Schinn.

Das Haus der Mitte, ein Jugendzentrums in der Berliner "Gropiusstadt", war der Ort, an dem Christiane F. zum ersten Mal mit Drogen in Kontakt kam. Ganz im Gegensatz zu den Erwartungen seines Leiters, des Pfarrers Jürgen Quandt, der politische Bildungsarbeit mit vernachlässigten Jugendlichen betreiben wollte, wurde das Haus der Mitte zum Ort einer tiefgreifenden Transgression. Vom Kiffen im Discokeller des Clubs über den ersten Snief in "Europas modernster Diskothek", dem S.O.U.N.D in der Genthiner Straße in Berlin, bis zum Goldenen Schuss auf einer Toilette am Bahnhof Zoo brauchte es Ende der 70er oft nur wenige Monate.

Dass die Architektur der Moderne an Orten wie der Gropiusstadt oder dem Märkischem Viertel in Berlin, Hasenbergl in München, der Vahr in Bremen oder Chorweiler in Köln lediglich das Scheitern einer grossen sozialen Utopie repräsentiert, ist eine immer noch weit verbreitete Ansicht. Tatsächlich ist den Gebäuden durch Konzentration, Brutalismus und konsequente Zweckrationalität von vorn herein eine dystopische Energie eingeschrieben, die innerhalb kürzester Zeit ihre zerstörerische Gewalt in den Körpern ihrer Bewohner freisetzt.

Es ist die andere Seite des glamourösen Discozeitalters, die sich mit dem grossen H durch die Physis und Psyche der Jugendlichen fraß. Berlin galt als Welthauptstadt der Drogen, wer jung war und in die "Inselstadt" zog, der heuerte in den Augen vieler Eltern auf einem Geisterschiff an, vom dem es vermeintlich keine Wiederkehr gab. Zu eindrücklich waren dafür die täglichen Berichte über Drogenopfer, die allabendlich in den Nachrichten präsentiert und durch schockierende Schwarzweiss-Fotos von Jugendlichen illustriert wurden, die zusammengekrümmt neben Toilettenschüsseln lagen. Der kaum sichtbare Einstich, den die Nadel beim ersten "Schuss" in den Armbeugen hinterließ, ist der Punkt, an dem sich die in den 70ern ausformulierten Paralellen Glam und Camp im Unendlichen berühren. Zur Linie gekrümmt markiert er noch die Grenze, hinter der das Elend der Realität beginnt.

Mit einem Wandrelief, mit Infotischen, Objekten, Installationen und Zeichnungen schickt die Ausstellung den im Neuen Zentrum Kreuzberg gelegenen Galerieraum auf eine Reise vom Jugendzimmer über das Jugendzentrum hinaus in die Fußgängerzone und bis in den Hinterhof eines unsanierten Altbaus.

Zur Ausstellung erscheint eine Schallplatten-Edition von Uwe Schinn.

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Haus der Mitte

mit Andreas Gehlen, Stephan Gripp, Alexandra Hopf, Klaus Kleine, Svenja Kreh, Phillip Maiwald, Uwe Schinn