press release

Jannis Kounellis (geb. 1936 in Piräus, lebt und arbeitet in Rom), einer der bekanntesten Vertreter der italienischen Arte Povera, stellt in seiner Ausstellung neue Arbeiten vor. Seit etwa einem Jahr komponiert Kounellis in seinen Bildern schwarze Abdrücke von Kleidungsstückfragmenten. Fünf dieser Bilder auf mannshohen, mit Leinwand bespannten Metallplatten besetzen die Stirnwand des Hauptraums der Kewenig Galerie. Die Ausstellung konzentriert sich auf die aktuellsten Tendenzen in Kounellis Schaffen und zeigt zugleich in beeindruckender Konzentration ein zentrales Thema seines Werks. Wie in seinen jüngsten Arbeiten hinterlässt der Künstler Spuren menschlicher Existenz, ohne den Menschen selbst zu zeigen. In Köln tritt nun Kounellis' neue Werkserie auf, die im Verlauf des Jahres auch in einer von Rudi Fuchs kuratierten Ausstellung im Museum Kurhaus in Kleve zu sehen sein wird.

Die Abdrücke von in Einzelteilen geschnittenen Kleidungsstücken wie beknöpfte Mantelärmel, Revers- und Jackenteile komponiert Kounellis auf der weißen Leinwand. Der metallene Träger verbindet sich mit der textilen Bespannung und den flüchtigem Abdruck an der Oberfläche. Durch die Stückelung der Kleider und den Verzicht auf farbliche Unterscheidung raubt Kounellis den Mänteln und Jacken die Einzigartigkeit, die sie im Alltag ihrem Träger verleihen sollen. Er reduziert sie auf die Ästhetik von Schnittmustern. Kounellis, der sich schon in früheren Werken als passionierter Zerleger erwiesen hat, zerteilte in seinen Werken Boote, Fleischstücke, Tische und Antikenplastiken jeweils nach professionellen Anleitungen. Indem er dabei derart diszipliniert und nicht willkürlich vorgeht, erhalten seine Arbeiten die ihnen eigene Spannung, da das Einzelne immer als Teil eines Ganzen zu erkennen bleibt.

Im Gegensatz zu Yves Klein, der in seinen "Anthropometrien" aus den 1960er Jahren noch vom Körper selbst auf der Leinwand Abdrücke machte, bleiben Kounellis' neue Arbeiten betont körperlos. Mit Hilfe der Nähmaschinen, die Kounellis in zahlreichen früheren Installationen gezeigt hat, ließen sich die Teile zwar leicht zu einem Ganzen zusammenfügen, doch verzichtet der Künstler bewusst auf die Schließung von Leerstellen. Jannis Kounellis zeigt in seiner aktuellen Ausstellung in der Kewenig Galerie eine formale Reihung, die gerade wegen ihrer Vakui Raum lässt, auf den Menschen und ein größeres Ganzes zu verweisen.

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The exhibition of Jannis Kounellis, who was born in Piraeus in 1936, lives in Rome and is regarded as one of the most prominent representatives of Italian Arte Povera, presents new works by the artist. Five large paintings occupy the front wall of the main space at the Kewenig Galerie. Man-size metal plates are covered with canvas on which black impressions from fragments of pieces of clothing can be found. The show is concentrated on the most current tendencies within his creative work and displays at the same time, in impressive concentration, a central theme in Kounellis' oeuvre. The artist leaves behind traces of human existence in his works without showing humans themselves. He works on this series since nearly a year and will also present them within an exhibition at Museum Kurhaus Kleve, which will be organized by Rudi Fuchs within this year.

In the most recent cycle of paintings, Kounellis composes on the white canvas the impressions of pieces of wearing apparel separated into individual bits — coat arms with buttons, parts of lapels and jackets. The metal subjectile is combined with stretched textile and fleeting impression. By fragmenting the clothes and refraining from any distinctions in colour, Kounellis robs the pieces of attire of the uniqueness that they are supposed to lend their wearer in everyday life. He reduces them to the aesthetics of dress patterns. Kounellis, who has already proved himself to be an impassioned decomposer in earlier works, divides up boats, pieces of meat, tables and ancient sculptures according to instructions from boat-builders, butchers, tailors and others. By proceeding in a disciplined, rather than an arbitrary way, his works attain the tension peculiar to them, since the individual piece can always still be recognized as part of a whole.

In contrast to Yves Klein, who in his "anthropometries" from the 1960s still made impressions of the human body itself on the canvas, Kounellis' new works remain emphatically bodiless. With the aid of sewing machines that Kounellis has displayed in numerous earlier installations, the parts could easily be joined together into a whole, but the artist intentionally refrains from closing empty gaps. In his current exhibition at the Kewenig Galerie, Jannis Kounellis shows a formal series which, precisely due to its voids, leaves space to refer to human beings and a larger whole.

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Jannis Kounellis
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