press release

Eröffnung
Freitag, 22. November 2002, 18.30 Uhr
Zur Ausstellung spricht Dieter Roelstraete, Kurator am MuHK / Museum für Zeitgenössische Kunst Antwerpen, Herausgeber des Kunstmagazins AS

Lois Weinberger geht es in seiner Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von "Natur" und "Kultur" um die "Randzonen der Wahrnehmung". Weinbergers Formerfindungen und Sprachinterventionen setzen dort an, wo das Künstliche und das Natürliche ineinander greifen, um in den Verschiebungen und Veränderungen einen kulturellen Prozess sichtbar zu machen: "Am Ort sollen unmerkliche Eingriffe unternommen werden / Geschehnisse / welche (nicht wirklich) ohne menschliches Zutun stattgefunden haben könnten" (Weinberger).

Weinbergers grundsätzliches Interesse gilt nicht einer vordergründig sichtbaren Natur, deren Zerstörung er beklagt, und die ihr Gegenbild in der "vollkommenen Natur" fände, sondern er sucht, mit seinen Worten, die "unsichtbare Natur / die geistige Natur". Er spürt einer "Natur" nach, die immer schon kulturell kodiert ist und für die er unterschiedlichste Ausdrucksformen und Manifestationen (er)findet: Als Archiv, als Schrift, als Laborprodukt, als wissenschaftliche Abbildung, als gefundenes, bearbeitetes Objekt, als Zitat, als gebauter Raum, als spezielles Biotop, als Video und vieles andere mehr.

Weinberger ist zugleich Künstler, Archäologe, Sprach- und Mythenforscher, Botaniker oder Gärtner, der seine "Gebiete" bearbeitet, seien es vorgefundene oder selbst erschaffene, um im scheinbar Unbedeutenden, Unbeachteten, im bereits Besetzten und Verworfenen seine "Funde" zu machen.

Die Ausstellung in der Galerie im Taxispalais zeigt hauptsächlich Projekte der letzten zehn Jahre, von denen aus Verbindungen zu einzelnen Arbeiten der 70er- und 80er Jahren geknüpft werden. Zentral ist das Gartenarchiv "Gebiet 1988 - 1999", eine Dokumentation (624 Dias) über den von Weinberger angelegten Garten an der Peripherie von Wien, über 11 Jahre Feldforschung. Sein Thema ist dabei nicht die Botanik, es geht ihm vielmehr um die Aktivierung von Randzonen als Reservate von Ereignissen, die durch seine künstlerischen Eingriffe erfahrbar gemacht werden.

Weiters werden Arbeiten gezeigt, die Weinberger für seine Ausstellung im Freud Museum, London konzipiert hat, darunter das Video "Turning Into Night", sowie einzelne Werke, die während eines Stipendienaufenthaltes in Irland für die Douglas Hyde Gallery, Dublin entstanden.
In der Halle im Untergeschoß sind eine große Anzahl von Zeichnungen, Projektskizzen, Notizen, Fotos, Texten, Objekten, Fundstücken, Modellen etc. versammelt, die unter anderem auch realisierte und unrealisierte Projekte im öffentlichen Raum dokumentieren.

Im öffentlichen Raum von Innsbruck, an der Ecke Maria-Theresien-Straße/Meranerstraße steht für die Dauer der Ausstellung Weinbergers Busstation, in der das Gartenarchiv auf einem Computerbildschirm abgerufen werden kann. Nach außen kommuniziert das "Wartehaus" durch die Schrift. Weinberger verwendete Begriffe, die autonom und präzise verankert sind und zugleich relationale Glieder einer komplexen Gesamtsituation bilden und um die gleichsam ein Freiraum der Assoziation des Lesers entstehen kann.

Seit Weinbergers Beitrag zur documenta X, wurden seine Arbeiten an zahlreichen Orten im Innen-und Außenraum gezeigt. Z.B. Watari Museum of Contemporary Art, Tokio / Tel Aviv Museum of Art / Camden Arts Centre, London / Museum Moderner Kunst, Wien / Villa Medici, Rom / Sonsbeek 9, Arnhem.
Gerade fertiggestellt wurde der Kunst-am-Bau-Auftrag "Garten" für das Neue Landesmuseum NÖ im Regierungsviertel St. Pölten und die temporäre Gestaltung des Stadtplatzes von Brügge im Rahmen der "Kulturhauptstadt Europas 2002".
In Arbeit befinden sich u.a. die permanenten Projekte am Psychiatrischen Landeskrankenhaus Graz, an der Neuen Justizanstalt Leoben, sowie ein umfassendes Freilandprojekt der "kunstwegen-nordhorn" an der Elbe. In Vorbereitung für 2003 sind die beiden Einzelausstellungen im Kunstverein Hannover und in der Villa Merkel, Esslingen.

In Kooperation mit dem Bonner Kunstverein, Bonn; Douglas Hyde Gallery, Dublin