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Anlässlich des 80jährigen Geburtstags des Schweizer Bildhauers Paul Suter eröffnet die Baukunst Galerie am Mittwoch, den 21. Juni 2006 von 18.00 bis 20.00 Uhr eine große Retrospektive. Dr. Gerhard Kolberg, Kurator am Museum Ludwig in Köln, wird bei der Eröffnung eine Einführung in Suters künstlerisches Œuvre geben, das erstmals 1998 und zuletzt im Jahr 2001 in der Baukunst Galerie ausgestellt wurde. Als konsequente Fortsetzung der vorangegangenen Ausstellung wird neben großformatigen Eisenplastiken eine distinguierte Auswahl von Bronzegüssen aus verschiedenen Jahrzehnten präsentiert. Dabei werden den frühen kleinformatigen Bronzen die relativ großformatigen Bronzeplastiken der letzten Jahre gegenübergestellt. Darüber hinaus werden monumentale Außenplastiken und aktuelle Papierarbeiten zu sehen sein. Parallel zur Ausstellung in der Baukunst Galerie wird das Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl am 22. Juni 2006 eine monumentale Außenplastik als Dauerleihgabe des Künstlers präsentieren.

Paul Suter, 1926 in Gränichen im Aargau geboren, arbeitet seit 1951 als freier Künstler in Basel und Soubay im Jura. Nach einer künstlerischen Ausbildung von 1947 bis 1951 an der Kunstgewerbeschule Basel, arbeitete Suter zunächst mit Stein und Bronze. Anfang der 60er Jahre geht er dazu über, seine kubisch-konstruktivistischen Plastiken vornehmlich in rohem Eisen auszuführen, das seine Form und Farbe unter unterschiedlichen Witterungsbedingungen fortlaufend verändert.

Suters Eisenplastiken entstehen in seinen Ateliers in Basel und Soubey nach kleinen, fragilen Modellen aus dünnem Blech. In einem intuitiven, spontanen Gestaltungsprozess formt, schneidet und lötet er mit Hilfe von Werkzeugen die Einzelteile zu komplexen Kompositionen zusammen. Je nach geplantem Format werden nach diesen Modellen die geomentrischen Formteile aus fabrikneuen Eisenplatten zugeschnitten, gebogen, zusammengeschweißt und verschraubt. Die Arbeit mit Eisen zeichnet sich dadurch aus, dass das Ergebnis jedes einzelnen Arbeitsschrittes sofort sichtbar ist, beurteilt und weiter bearbeitet werden kann. Zudem ermöglicht die Schweißtechnik eine sehr freie Kombination unterschiedlicher, plastischer Formen. So entstehen aus flächigen, schmalen, breiten, linearen und gebogenen Eisenmodulen Konstruktionen, die sich spiralförmig in den Raum entwickeln. Durch ihre Transparenz beziehen sie den Raum stets in ihre skulpturale Komposition mit ein und verwandeln das schwere Material in etwas scheinbar Leichtes, beinahe Schwebendes.

Im Vergleich dazu sind Suters im Cire-perdue-Verfahren erstellten Bronzeplastiken zentrumsbezogener und kompakter. Sie scheinen in einem früheren Stadium der Raumausdehnung zu verharren. Die Energie, mit der die Eisenskulpturen in den Raum greifen, ist hier gebündelter – gleichsam im Moment der Expansion oder des Aufbrechens festgehalten. Aus selbst gegossenen Wachsplatten formt der Künstler von Hand gewölbte Flächen und Bänder und fügt sie zu Wachsmodellen zusammen. Diese werden anschließend mit einer Masse aus Ziegelmehl, Gips und Wasser ummantelt und gebrannt, so dass eine Negativform entsteht, aus der der Bronzeguss gelöst wird. Im Unterschied zu den Eisenskulpturen gewinnen Suters gedanklichen Konzepte hier nicht unmittelbar Gestalt, sondern werden erst am Ende des Werkprozesses sichtbar. Zudem ist bei den Bronzeplastiken das Handwerkliche ein konstitutives Element: in der Form bleibt die Handschrift des Künstlers erhalten.

Dies verbindet die Bronzearbeiten mit Suters Zeichnungen und Aquarellen, die er gestisch-impulsiv, frei von den Bedingungen der Statik entfaltet. Parallel zu dem bildhauerischen Problem des Werkes, das sich dreidimensional in den Raum entwickelt, beschäftigt sich Suter hier intensiv mit den gestalterischen Möglichkeiten der Fläche. Als Gegenpol zu der klaren Konstruktion der Eisenskulpturen mit ihren räumlich eindeutigen Koordinaten, ist die Formensprache der Zeichnungen malerisch, offen und fließend.

Die Bronzeplastiken, denen sich Suter in den letzten Jahren wieder intensiv gewidmet hat, verbinden somit zentrale Charakteristika seiner Eisenskulpturen und Zeichnungen. Allen drei Werkgruppen ist das Zeichenhafte gemeinsam. Paul Suters Kreationen sind Neuschöpfungen, keine Abstraktionen, und in diesem Sinne „konkret“. Es ist die energiegeladene Dynamik seiner Formensprache, die trotz ihrer stilistischen Reduktion Assoziationen zur organischen Lebenswelt hervorruft.

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Paul Suter - Retrospektive