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Eröffnung der Ausstellung: Freitag, den 22. August 2008, 20 Uhr. Begrüßung und einführende Worte von Ulrich Fernkorn. Der Künstler wird anwesend sein.

Der für sein fotografisches Werk in den letzten Jahren bereits mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnete Düsseldorfer Künstler Ralf Brück (Jahrgang. 1966), der sein Studium 1994 in der berühmten Fotoklasse von Bernd Becher begonnen und 2003 als Meisterschüler von dessen Nachfolger Thomas Ruff an der Kunstakademie Düsseldorf abgeschlossen hat, ist mit seinen bildnerischen Erkundungen auf die Themen von Landschaft und Architektur konzentriert. Nur ganz gelegentlich kommen in der von ihm fotografierten Welt Menschen vor. In seiner Ausstellung in der galerie januar zeigt Ralf Brück eine Auswahl neuer Farbfotografien (meist 50 x 60 cm messende oder seltener bis zu 120 x 160 cm große C-Prints), die hauptsächlich 2007 und 2008 auf Reisen des Künstlers durch Amerika entstanden sind.

Geprägt durch die Weite der amerikanischen Landschaften wirken die neuen Fotografien Brücks von vornherein raumhaltiger als die mitunter engen Ausschnitte seiner früheren Arbeiten. Denn sie zeigen überwiegend horizontal bestimmte und zugleich tief gestaffelte Landschaftsräume unter hohem Himmel mit vereinzelten Architekturmotiven. Aber ähnlich wie schon bei den in Italien während seines Aufenthalts als Stipendiat der Villa Romana in Florenz entstandenen Fotografien sieht man auch auf Brücks neueren Bildern aus Amerika zunächst nichts Besonderes: Ohne dass wir das Fotografierte jeweils lokalisieren können, hat Ralf Brücks Kamera zwar unverkennbar Amerikanisches erfasst, aber doch wiederum niemals touristische Sehenswürdigkeiten oder sonstwie Spektakuläres.

Jenseits jeder idealisierenden oder romantisierenden Sicht entzündet sich Brücks künstlerisches Interesse eben auch in den verschiedenen Landschaften der Vereinigten Staaten gerade am Alltäglichen und normalerweise Übersehenen, an den - im Wortsinne - am Straßenrand Liegenden wie überhaupt an den banalen Grenzbereichen zwischen Gewachsenem und Gebautem. Bildwürdiger als so viele der ansonsten vielfach fotografierten erhabenen Naturansichten amerikanischer Nationalparks etwa sind für Ralf Brück beispielsweise Motive wie die Rückseite eines weit über den Horizont emporragenden Hinweisschildes zwischen Telegraphenmasten und den hölzernen Pfosten eines sich in der Tiefe einer kargen Landschaft verlierenden Weidezauns oder auch die aufgeständerte – wie im Vorbeifahren in Schrägansicht fotografierte - helle, aber leere weiße Projektionsfläche eines (verlassenen?) Autokinos vor der dunklen Silhouette einer Hügelkette unter Wolken verhangenem Himmel. Im Gegensatz zu dem bei Brück bislang vorherrschenden nüchtern-dokumentarischen Stil seiner Fotografie wird man hier womöglich eine gesteigerte Aufmerksamkeit für das Erfassen der jeweiligen, besondere Lichtsituation erkennen können. Und doch bleibt auch unter seinen neuesten Aufnahmen die besonders dramatisch wirkende Fotografie einer schwarzgrauen Wolkenformation vor hellem Himmel eher eine Ausnahmeerscheinung innerhalb seiner an erzählerischen Momenten weiterhin bewusst armen Bildsprache.

Geblieben aber ist die für Brücks Farbfotografien kennzeichnende Spannung zwischen den auf den ersten Blick unprätentiösen, jedoch zugleich nahezu malerisch und vor allem kompositorisch wirkungsvollen Bildausschnitten, in welchen die natürlichen und vom Menschen überformten Dinge einen ästhetisch autonomen Bildrhythmus entwickeln. Insofern als dieser ästhetisch autonome Bildrhythmus in Brücks neuen Farbfotografien seine Präsenz stärker am geometrisch Unbestimmtem als am architektonisch Rechtwinkligen entwickelt, drängt er sich für den Bildbetrachter keineswegs auf. Ganz im Gegenteil erscheinen die Farb- und Formbeziehungen der Bilder Brücks jetzt noch verhaltener oder auch subtiler, aber in ihrer Subtilität gewiss nicht weniger wirksam für eine lang anhaltende Anschauung. Letztlich ist es jedenfalls gerade Brücks eigenwilliger Sinn für das Gebaute seiner Fotografien, der sie von bloßen Dokumentationen unterscheidet und sie auch abhebt von den stilprägenden Vorbildern der road trip photography eines William Eggleston oder Stephen Shore, auf deren Tradition er sich mit seiner amerikanischen Motivwelt absichtsvoll bezieht.

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Ralf Brück: Que'onda guero