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Rob Krier zählt zu den bedeutenden Stadtplanern und Architekten der Postmoderne. Anders als diejenigen Protagonisten der Postmoderne, die den Rückgriff auf die Architekturgeschichte spielerisch-ironisch nutzten, war es Rob Krier damit immer ernst. Die Fortschreibung von Geschichte und eine Ästhetisierung der Architektur sind für ihn der Weg, eine in seinen Augen durch die Moderne verloren gegangene Baukunst wieder zu beleben. Der Blick zurück und seine vor allem in den letzten Jahren immer wörtlichere Aufnahme historischer Formen haben ihm einerseits Kritik eingebracht, andererseits sind seine Stadtanlagen und Wohnquartiere gefragt.

Nie war sein Erfolg so groß wie in den letzten Jahren, insbesondere in den Niederlanden. Krier schafft Stadträume, die für die Bewohner zu behüteten Lebensräumen werden, zu Orten der Identifikation. Die kleinteiligen, liebevoll entworfenen einzelnen Häuser - fast immer im Team mit anderen Architekten gestaltet - geben den Bewohnern das Gefühl, ihrer individuellen Lebensgeschichte ein Gesicht zu verleihen. Kriers städtebaulichen Planungen und Rekonstruktionen stehen ganz bewusst in die Tradition der europäischen Stadt, sie basieren auf den Überlegungen Camillo Sittes vom leeren und bebauten Stadtraum. So schafft Rob Krier streng definierte, aber stets unterschiedlich gestaltete Stadträume, die durch Achsen mit einander in Beziehung gesetzt werden. Zu seinen neuesten Projekten gehören das Stadtviertel Kirchsteigfeld bei Potsdam, 1991-97; De Resident in Den Haag, 1993-2001; der Noorderhof bei Amsterdam, 1994-99; die Veste Brandevoort bei Helmond, seit 1995; die Citadel Broekpolder bei Beverwijk, 2000-2004; und die Planungen für die die Cité Judiciaire in seiner Heimatstadt Luxemburg, seit 1992. In engem Zusammenhang mit seinen städtebaulichen Planungen stehen auch seine frühen, sehr einflussreichen Entwürfe und Wohnbebauungen im Rahmen der IBA in Berlin. Mit seinem 1975 erschienen Manifest "Stadtraum. In Theorie und Praxis" trat Rob Krier erstmals in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Von diesem Zeitpunkt an blieb die Stadtplanung seine Domäne, obwohl er eigentlich lieber Kathedralen, Rathäuser und andere öffentliche Bauwerke entworfen hätte. So sind auch der Architekt, der Architekturzeichner und der Bildhauer Rob Krier weniger bekannt als der Stadtplaner.

Rob Krier ist einer der ungewöhnlichsten und begnadeten Architekturzeichner des 20. Jahrhunderts. Seine stark farbig angelegten, detailreich ausgeführten Zeichnungen sind eigentlich mehr Architekturveduten. Stets sind die Blätter mit opulenten figürlichen Darstellungen ausgeschmückt, so dass jeweils ein poetischer Rahmen entsteht. Rob Kriers Architekturdarstellungen stehen in der Tradition des malerischen "Architekturbildes" als eigenständiger künstlerischer Ausdruck. Die Rückbesinnung und Wiederbelebung dieser malerischen Maniera ist bei Rob Krier die logische Konsequenz aus seiner architektonischen Haltung, die die gefassten Raumbilder in der Tradition der europäischen Stadt zum Leitmotiv hat.

In einer großen Werkschau wird das DAM erstmals alle diese Aspekte des künstlerischen Schaffens von Rob Krier bündeln. Es ist die erste monografische Ausstellung über den Luxemburger überhaupt. Grundlage für die Ausstellung und den Katalog bildet das komplette Werkarchiv des Architekten, das dieser 2003 dem DAM großzügig schenkte. Das Archiv Rob Kriers im DAM umfasst zurzeit alle seine Planungen von frühen Studienarbeiten bis zum Jahre 2004, insgesamt 244 Projekte mit fast 10.000 Blättern. Inventarisiert wurde der Bestand auf der Basis des Computerprogramms MuseumsPlus. So soll es langfristig möglich sein die Informationen ins Internet zu stellen. Ein partieller Einblick in den Bestand des Werkarchivs von Rob Krier im DAM wird mit dem Beginn der Ausstellung auf der Webseite des DAM – www.dam-online.de – möglich sein.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher, mit einer kompletten Werkliste versehener Katalog über das architektonische, städtebauliche und zeichnerische Werk von Rob Krier bei Springer / Wien. Der Katalog in deutsch und englischer Sprache mit einem Beiheft in Französisch wird herausgegeben von Ursula Kleefisch-Jobst und Ingeborg Flagge. Er enthält Beiträgen von Nada und Marc Breitman, Helmut Böhme, Ursula Kleefisch-Jobst, Johann Kräftner, Léon Krier, Bart Lootsma, Marion Sauter und Bernhard Schäfers.

Am 13. Oktober 2005 um 19:00 Uhr wird Rob Krier im DAM einen Vortrag halten zum Thema "Stadtbaukunst. Vision und Realität"

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem DAM und dem Ministère de la Culture de l´Enseignement Supériereur et de la Recherche / Luxembourg und wird daher 2006 in Luxemburg zu sehen sein. Finanziell unterstützt wurde die Ausstellung von Ernst & Young.

Pressetext

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Rob Krier. Ein romantischer Rationalist
Architekt und Stadtplaner
Ausstellung anlässlich der Schenkung des kompletten Vorlasses von Rob Krier