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Vermummt mit orange leuchtenden Wollmützen agiert die Gruppe SPAMAM als anonyme Gruppe. Sie bricht in Alltagssituationen ein. Ihre markierte Präsenz provoziert unscharfe Bildphantasien zwischen illegalen (Umwelt)Aktionen und fernen Comicstreifen. Dabei verbirgt sich hinter dem Namen SPAMAM die ungewöhnlich gewöhnliche Familienbande mit Stephan Wittmer (S), Pat Treyer (P), Amayi Wittmer (A), Maura Wittmer (M), Attila Wittmer (A) und Mahtola Wittmer (M). Für die mehrteilige Photoarbeit SPAMAM_HOMEBASE, welche im Frühling dieses Jahres entstand, dient ein gigantisches Sägewerk als beeindruckende Kulisse. In den nassen und überwucherten Bunkern, zwischen stillgelegten Maschinen und rohen Baumstämmen erzeugen die Bilder eine existenzielle Magie. Die orangefarbenen Balaklavas wirken gespenstisch und verwandeln die Umgebung in eine dramaturgisch erhöhte Bildlandschaft. Die Wahrnehmung beginnt sich zu verschieben und forscht in der eigenen Erinnerung nach einer persönlichen Geschichte. Die offen angelegten Handlungsräume von SPAMAM werden zur ultimativen Bühne des Betrachters. In der Ausstellung wird der Geschmack nach frisch gesägtem Holz aufgegriffen. Sägemehl und ein langer, provisorisch angelegter Steg aus groben Brettern verbindet die photographische Inszenierung mit dem Galerieraum. Da eröffnet selbst ein kleiner Schritt neue Welten und ein flüchtiges Geländer bietet Halt vor ungeahnten Tiefen. Im Kabinett zeigt die GaDeWe Arbeiten von René Odermatt. Seine dreiteilige Arbeit "Adler", "Bär" und "Gämse" ist ein hintergründiges Spiel mit den Fragen von Präsentation, Repräsentation und Inszenierung. Dabei macht er sich zunutze, dass er vor der Kunstausbildung das traditionelle Handwerk der Holzschnitzerei erlernte. Der überlieferten Weise folgend, wie Wildtiere in verkleinert Nachbildung in Holz dargestellt werden sollen, beginnt er, einen Sockel zu schnitzen, ohne das zu zeigende Objekt hinzuzufügen. Jedoch sind die bereits angelegten Indizien, wie Gesteinsform, der Pflanzenbewuchs und die Art der Oberflächenbeschaffung derart anschaulich, dass die Betrachter das Fehlende im Geiste eindeutig rekonstruieren können. Somit ist im Fundament schon angelegt, welchen Standpunkt die Kreatur darüber einzunehmen hat. Durch das Weglassen des Gegenstandes jedoch gerät der Geist in Unruhe und der Sockel selber fällt in den Fokus des Auges. Die hergebrachte Darstellung von Natur mag begeistern: mit wenigen geübten Schnitten werden Pflanzen dargestellt, und in geradezu verblüffender Potenz dessen, wird aus dem Holz ein Fels geschnitten, welchen man trotz dem holzspezifischen Riss immer noch zweifelsfrei dem Steinreich zuordnen möchte. Der Sockel, dessen Funktion ihm ein unterstützenden Dasein zuweist, hat sich emanzipert: den Gestus das über ihm tronende in höhere Sphären zu heben, behält er bei. Doch das mit der Leerstelle entstehende Vakuum öffnet neue Räume und verweist zugleich auf den Sockel selbst.

Die Ausstellung ist Teil des Austausches zwischen den Produzentengalerien GaDeWe (Bremen) und Alpineum (Luzern)

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SPAMAM , Rene Odermatt
HOMEBASE
Austausch Bremen - Luzern: GaDeWe - Galerie des Westens, Bremen / Alpineum Produzentengalerie Luzern