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Anlässlich seines 75. Geburtstages wird der Künstler Timm Ulrichs mit vier zeitgleichen Ausstellungen geehrt: in der Kunststätte Bossard, im Cuxhavener Kunstverein, im Kunstverein Springhornhof und im Kunstverein Buchholz. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weill.

Die Ausstellungskooperation „Timm Ulrichs – des großen Erfolges wegen“ ist mit vier Eröffnungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen eine logistische Herausforderung und präsentiert den Künstler in seiner ganzen Bandbreite: Der Programmatik des Kunstvereins entsprechend, zeigt der Springhornhof Arbeiten zu Kunst und Natur, darunter einige die eigens für die Ausstellung entstanden sind. Im Cuxhavener Kunstverein geht es unter dem Titel „In alle Winde“ um die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente. In der Kunststätte Bossard wird mit einer kulissenartig isolierten Musterfassade auf Scheinarchitekturen und „Potemkinsche Dörfer“ angespielt. Der Kunstverein Buchholz versammelt unter dem Titel „Ich sehe was, was Du nicht hörst“ verschiedene Werke zur Sound-Art: Geräusche an der Schwelle zum Unhörbaren und Unerhörten.

Timm Ulrichs gilt als einer der profiliertesten lebenden deutschen Künstler. Bekannt wurde er als „Totalkünstler“, zu dem er sich selbst Ende der 1950er Jahre erklärt hat. In der Folge machte er sein Leben zu einer Reihe von Ereignissen, zu einem Kunstwerk, bei dem Schöpfung und Schöpfer deckungsgleich sind. Sein Werk ist gekennzeichnet durch Witz und feine (Selbst-) Ironie: Als „lebender Blitzableiter“ lief er bei Gewitter nackt mit einer Kupferstange über ein Feld; kauerte stundenlang in embryonaler Haltung in einem Granitfindling, bis es schmerzte; er tappte mit Blindenstock und dem Schild „Ich kann keine Kunst mehr sehen!“ über die Kunstmesse Art Cologne 1975. Seine Affinität zu sprachlichen Reflexionen mündet immer wieder in Werke, die Tautologien, Paradoxien und Mehrdeutigkeiten von Kunst und Sprache zutage fördern.

Seit den 1970er Jahren war Timm Ulrichs immer wieder an Symposien und Ausstellungen des Springhornhofs in Neuenkirchen beteiligt. Im Sommer 1977 entstand an einer Feldeinfahrt in der Nähe des Dorfes eines seiner Schlüsselwerke. Für den “Ego-zentrischen Steinkreis” warf er Feldsteine verschiedener Größe in alle Richtungen um sich selbst herum. Zur Mitte der kreisrunden Streufläche hin konzentrierten sich die schweren Steine, außen landeten die kleinen. Körperliche Ausdauer und Körpermaß des Künstlers bestimmten das Erscheinungsbild des Werkes.

Anlässlich der Ausstellung wurde der “Ego-zentrische Steinkreis” wieder behutsam frei gelegt. Das Original-Modell, das Timm Ulrichs 1977 angefertigt hat, ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.