press release

YAEL BARTANA - The Graveyard

Ausgehend von ihren Performances What If Women Ruled the World (2017-2018) und Bury Our Weapons, Not Our Bodies! (2018) zeigt Yael Bartana in ihrer zweiten Einzelausstellung bei Capitain Petzel ihren neuesten Film zusammen mit einer Gruppe von Prints und Objekten. Die Ausstellung markiert das Berliner Debüt von The Undertaker, für den Bartana in Philadelphia, dem Geburtsort der amerikanischen Demokratie, eine öffentliche Beerdigung von Waffen inszenierte und filmte.

In The Undertaker (Der Bestatter) folgt Bartana einer obskuren Person, die einen Schwarm bewaffneter Anhänger in einem zeremoniellen Marsch auf dem Weg zu einem Massenbestattungsritual führt. Mit Waffen aus verschiedenen zeitlichen Kontexten versehen, passiert die Gruppe historische Orte im Stadtzentrum von Philadelphia und wird schließlich von ihrer Anführerin zu einer Grabstätte auf dem Friedhof von Laurel Hill geführt, wo sie die Waffen bestatten. Statt einer Würdigung für die Toten erschafft die Gruppe ein menschliches Denkmal für die Lebenden, das die Geister der Vergangenheit beschwört. Die Performance basiert auf einer Choreographie der israelischen Bewegungskomponistin Noa Eshkol (1924-2007) von 1953.

Die Ausstellung The Graveyard markiert einen entscheidenden Punkt in der Abfolge von Bartanas jüngsten Werken. Ihre Praxis ist charakterisiert durch wiederkehrende Elemente innerhalb der Projekte, wodurch sie einen über das einzelne Werk hinausgehenden Zusammenhang schafft. In What If Women Ruled the World stellt sich Bartana eine hypothetische Vereinigung von Regierungschefinnen und Expertinnen (Verteidigungsberaterinnen, Soldatinnen, Friedensaktivistinnen, Humanistinnen, Politikerinnen und Vordenkerinnen) vor, deren Auftrag es ist, drohende Katastrophen abzuwenden. In The Undertaker führt die Präsidentin dieser fiktiven Regierung erneut die bewaffneten Anhänger an. Auch der Claim Bury Our Weapons, Not Our Bodies! ist bereits ein Element von What If Women Rule the World. Er wird zur Grundlage von Bartanas Philadelphia-Performance sowie der Ausstellung bei Capitain Petzel.

Für die Ausstellung hat die Künstlerin fossilierte Waffen entworfen, die auf Sockeln im Erdgeschoss der Galerie präsentiert werden. Sie werden begleitet von einer Gruppe Prints, die maskierte Personen - die Bestatter - zeigen. Die lebensgroßen Figuren halten ihre Masken hoch und fungieren als Begleitchor, der den Verlauf der Ereignisse bezeugt und stillschweigend kommentiert. Eine Auswahl dieser Masken ist auf dem Balkon ausgestellt. The Graveyard thematisiert Begriffe wie Militarismus, Nationalität, Gruppenzugehörigkeit und Erinnerung und verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion dort, wo die Aufmerksamkeit auf die Funktion von Waffen bei der Aufrechterhaltung unserer Systeme von Gewalt, Unterdrückung und Vertreibung gelenkt wird.

Yael Bartana (geb. 1970 in Israel, lebt und arbeitet in Amsterdam und Berlin) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit den Auswirkungen von Krieg, kollektiven Ritualen und nationalen Mythen. Im Jahr 2011 vertrat sie Polen auf der Biennale in Venedig mit der Trilogie And Europe Will Be Stunned, die eine fiktive Bewegung darstellt, welche die Rückkehr von 3,3 Millionen Juden nach Polen fordert. In den vergangenen Jahren hat Bartana mit verschiedenen Medien experimentiert und ihr Werk um Skulpturen, Drucke und kollektive Performances erweitert. Ihre Arbeiten wurden in einer Reihe wichtiger Institutionen gezeigt, darunter das Philadelphia Museum of Art (2018), das Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne (2017), das Stedelijk Museum, Amsterdam (2014) und das Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk (2012). Im Jahr 2020 wird Yael Bartana im Jüdischen Museum Berlin eine umfassende Einzelausstellung mit einer neuen Auftragsarbeit für das Museum, Die Erlösung, zeigen.