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Im Herbst 1980 zeigte die Berner Galerie Videoproduktionen aus der Schweiz und aus den USA sowie Performances, die von Video Gebrauch machten. Die damals ausgestellten Bänder bildeten den Kernbestand der zukünftigen Videosammlung des Kunstmuseums Bern: Die von der Bernischen Kunstgesellschaft 1981 gegründete Bernische Stiftung für Fotografie, Film und Video (FFV) erwarb Arbeiten von Schweizer Pionieren der Videokunst, und die Amerikanische Botschaft schenkte der FFV Videobänder amerikanischer Künstler. In den 1990er Jahren kamen weitere wichtige Arbeiten in das Kunstmuseums Bern. Heute beherbergt es eine der bedeutendsten öffentlichen Videokunst-Sammlungen der Schweiz.

Die Ausstellung „Brennpunkt Schweiz“ will die Bedeutung der Sammlung durch einen Rückblick auf die frühen Jahre der Stiftung herausstellen. Sie verbindet einen Blick auf die Geschichte des Mediengebrauchs mit einem Blick auf die Geschichte der Sammlung, indem sie sich auf die Zeit bis kurz nach 1990 und auf die Bestände des Museums beschränkt. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Arbeiten, die auf Initiative des UVS (Unabhängiges Video Schweiz) 1991 unter dem Sammeltitel „Partitions“ als eine ‚fiktive’ Videoausstellung zugänglich gemacht wurde. Wir zeigen den Sampler als Einheit, um die Diversität künstlerischer Herangehensweisen innerhalb einer ‚Szene’ deutlich zu machen; ergänzend werden schweizerische und internationale Positionen etwa derselben Entstehungszeit aufgeboten, um die Möglichkeiten des Umgangs mit der Gattung Video der zweiten Generation miteinander zu konfrontieren.

„Brennpunkt Schweiz“ widmet sich darüber hinaus Perspektiven, die historische Horizonte und spezifische Problemstellungen aufgreifen. Dabei sind folgende Themen hervorzuheben: Eine Gruppe von Arbeiten aus der Frühzeit des Mediums – Name June Paik, Richard Serra, Terry Fox – offenbart die Utopien und Bedrohungsszenarien, die sich mit der unumschränkten Ausbreitung des Mediums Fernsehen in den Industriegesellschaften um 1970 verbanden. Fernsehkultur ist die Folie, vor der medien- und informationskritische Arbeit mit dem Magnetband zu begreifen ist. Die Ausstellung will diesen Aspekt unterstreichen, auch indem sie als Gegenpol zur frühen Fernsehreflexion mit Video Arbeiten von Alexander Hahn und Herbert Distel zeigt, die mit collagiertem Bildmaterial die Möglichkeit von ‚Erzählung’ und ‚Information’ hinterfragen. Zwei weitere Einheiten der Ausstellung dokumentieren die Übernahme von Video bei der Behandlung traditioneller künstlerischer Aufgaben, nämlich der ‚Landschaft’ und des Selbstporträts. Es gilt als Gemeinplatz, dass Video von Anfang an als willkommenes Mittel zur Inszenierung der eigenen Person und Identität Verwendung galt. Wie ironisch damit umgegangen werden konnte, zeigen schweizerische Arbeiten von Muriel Olesen und Urs Lüthi, die während der Ausstellung in einen Dialog mit Manon und Sadie Benning treten. Auch die Landschaftsdarstellung erlaubt jedoch medienreflexive und ironische Wendungen, die zu den Besonderheiten des Mediums Video beitragen – Janos Urban, Pipilotti Rist und Nan Hoover geben Beispiele dafür.

Die Ausstellung entstand unter Zusammenarbeit des Kunstmuseums Bern mit der Abteilung für Kunstgeschichte der Gegenwart des Berner Instituts für Kunstgeschichte, Universität Bern.

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Brennpunkt Schweiz: Positionen in der Videokunst seit 1970

Künstler: René Bauermeister, Sadie Benning, Marie Jose Burki, Miriam Cahn, Silvie Defraoui (Silvie & Chérif Defraoui), Herbert Distel, Terry Fox, Herbert Fritsch, Alexander Hahn, Gary Hill, Nan Hoover, Eric Lanz, Carlo Lischetti, Urs Lüthi,  Manon , Muriel Olesen, Nam June Paik, René Pulfer, Pipilotti Rist, Ulrike Rosenbach, Richard Serra, Janos Urban, Roman Signer, Woody Vasulka & Steina, Anna Winteler, Rémy Zaugg