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Der große Schwof. Feste feiern im Osten
Ca. 300 Fotografien von 30 Künstlerinnen/Künstlern

Vernissage: Freitag, 30.6.2023, 19 Uhr im Rathaus
Begrüßung: Erik Stephan, Städtische Museen Jena, Direktor
Grußworte: Michael Kraus, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
Thomas Thieme, Schauspieler und Regisseur
Einführung: Petra Göllnitz, Autorin und Kuratorin
Musik: Bergstrom-Kollektiv - Stephanie Appelhans, Violine, Nicola Hatfield, Violine, Joachim Kelber, Viola, Young-Hee Lim, Violoncello, Thomas Lenders, Kontrabass

„Der große Schwof. Feste feiern im Osten“ ist eine Ausstellung mit rund 300 Fotografien von 31 Künstlerinnen und Künstlern. Gezeigt werden Bilder aus vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens aus einem Staat, der nicht mehr existiert, aber in unterschiedlichsten Erfahrungen, Geschichten und Erinnerungen fortlebt. Feiern und Feste waren etwas Essenzielles, etwas das Vielen sehr wichtig war und vor allem in den 1980er Jahren eine erstaunliche Vielfalt erreichte.

Feiern zielen traditionell auf Tiefe, Einheit und Selbstverständigung während Feste spontan, oft lockerer oder sogar frech sind, manchmal sind sie auch rauschhaft und ekstatisch, immer aber sind sie ein willkommenes Ventil zur Ablenkung und Entrückung aus einem beschwerlichen oder einfach nur biederen Alltag. Deshalb wurden Feste von den Regierenden in der DDR oft toleriert oder ausgerichtet. Andererseits haben Feste aber auch ein subversives Potenzial, negieren Hierarchien, missachten Ordnungen und Regeln und bereiten den Boden für Ideen, die Grenzen einreißen. Aus einem Fest ist vermutlich nie eine Revolution entstanden, oft waren Feste aber kleine Übungen, die den Gemeinsinn gestärkt und im Abseits herrschender Ideologien das Selbstbewusstsein gefestigt haben.

Unsere Ausstellung untersucht Feste und Feiern in der DDR, insbesondere in den 1980er-Jahren. Das sind vor allem jene Jahre in denen die Fassaden bröckelten, viele Menschen das Land verließen und eine neue, selbstbewusste Generation die eigene Existenz hinterfragte. In dieser Zeit spielten Feste und Feiern eine große Rolle, waren essenziell – etwas, das in geschlossenen Gesellschaften eine hohe Relevanz besitzt. Neben offiziellen Feiern waren das in erster Linie Feste, deren Art und Weise man selbst bestimmen konnte; und die Bilder zeigen es: Es ist kaum zu fassen, welche Vielfalt trotz schwieriger politischer Bedingungen möglich war. Fragt man Menschen nach ihrem geselligen Leben in der DDR, geht fast immer ein Leuchten über ihre Gesichter. Viele erzählen gern von genau diesen Erinnerungen, von ungezwungenen Gemeinsamkeiten, einem Miteinander jenseits der offiziellen Normen und politischen Vorgaben. Feiern, Tanzen, Trinken: Zu allen Zeiten galt „Schwofen“ als willkommenes Ventil für aufgestaute Energien, die aus dem Diktat von Meinungen, Redeverboten, Diskreditierungen und einer Bevorteilung opportunistischer Verhaltensweisen entstanden sind.

Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung: Claus Bach, Tina Bara, Sibylle Bergemann, Barbara Metselaar Berthold, Christian Borchert, Christiane Eisler, Gerhard Gäbler, Wolfgang Gregor, Harald Hauswald, Bernd Hiepe, Harald Hirsch, Jürgen Hohmuth, Thomas Kläber, Eberhard Klöppel, Bertram Kober, Werner Lieberknecht, Ute Mahler, Werner Mahler, Olaf Martens, Roger Melis, Florian Merkel, Ludwig Rauch, Andreas Rost, Jens Rötzsch, Ludwig Schirmer, Erasmus Schröter, Wolfgang G. Schröter, Maria Sewcz, Gabriele Stötzer, Ines Thate-Keler, Gerhard Weber.

Die Ausstellung wurde von Petra Göllnitz kuratiert und in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Jena realisiert. Nach der Präsentation in Jena wird die Schau 2024 im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst und in der Kunsthalle Rostock gezeigt.

Für die freundliche Förderung der Ausstellung danken wir dem Freistaat Thüringen, Thüringer Staatskanzlei, der Sparkasse Jena-Saale-Holzland, der Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der SLUB Dresden/ Deutsche Fotothek.