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Dietmar Brandstädter, 1945 in Lüneburg geboren, lebt zurückgezogen in einem idyllischen alten Brinksitz in Martfeld im Landkreis Diepholz bei Bremen. Fast etwas einsiedlerisch hat er länger nicht von sich reden gemacht. Doch dies war nicht immer so; blickt er doch auf spannende private sowie berufliche Erfahrungen und Begegnungen zurück, die sein künstlerischen Denken und Arbeiten nachhaltig geprägt haben. So ist auch die Ausstellung >Dialog – Monolog< ein chronologisches Spiegelbild Brandstädters Biografie mit eigenen künstlerischen Arbeiten (Monologe), die als Dialoge mit den Arbeiten anderer Künstler_innen aus Brandstädters umfassender Kunstsammlung und den gesellschaftlichen Entwicklungen von der Nachkriegszeit bis heute in Bezug gesetzt werden. Die Ausstellung beginnt mit den 1950er Jahren im Ruhrgebiet, in denen Brandstädters Vater Otto und dessen Freundeskreis politisch und künstlerisch prägend waren. Ein weiteres eindrückliches Erlebnis dieser Zeit war die Begegnung mit Otto Dix in dessen Wohnort am Bodensee, als der junge Dietmar Brandstädter dem alten Dix ein paar seiner Arbeiten vorlegen durfte und dieser ihn bekräftigte, weiter in diese Richtung zu gehen. Die nächste Lebensstation sind die späten 60er und 70er Jahre zunächst in Essen und später in Westberlin. Nach einer abgeschlossenen Tischlerlehre studierte Dietmar Brandstädter zwischen 1964 und 1967 zunächst freie Grafik an der Folgwangschule in Essen und dann Architektur an der Werkkunstschule Wuppertal. Brandstädter lernte als Tischlerlehrling André Thomkins kennen und arbeitete als Student intensiv mit diesem zusammen; zahlreiche Lackskins entstanden und Begegnungen mit Künstlern wie Daniel Spoerri, Diether Roth und Joseph Beuys waren zu dieser Zeit an der Tagesordnung. Brandstädters Berliner und frühe Bremer Zeit (ab 1968 Berlin, ab 1976 Bremen) war geprägt durch seine beruflich erfolgreiche Arbeit als Architekt und Architekturmodellbauer. Ab der Übersiedlung 1979 nach Martfeld stand wieder die eigene künstlerische Tätigkeit im Vordergrund. In die 80er und 90er Jahre fallen auch die Begegnungen und gegenseitigen Befruchtungen mit den lateinamerikanischen Künstlern Carlos Capelán, Glexis Novoa, Irene Dominguez und Luis Camnitzer, dessen Rauminstallation „Zanoobia“ aus dem Jahr 1995 aus der Ausstellung in der Hamburger Galerie Basta, die zeitweise auch Dietmar Brandstädter vertreten hatte, vom Ehepaar Brandstädter erworben wurde. Diese komplexe Installation bezieht sich auf den Giftmüllskandal um das syrische Schiff Zanoobia in den Jahren 1987 bis 1988 und ist in der Syker Ausstellung noch einmal zu sehen. Eine besondere Stellung in Brandstädters eigenem Oeuvre nimmt die Rauminstallation „Schwarmzeit“ ein. Dieses work in progress wurde von ihm von 1993 bis 2003 bereits viermal gezeigt. Im Syker Vorwerk nimmt die neu inszenierte Installation inhaltlich sowie räumlich einen großen Platz ein und vermittelt Brandstädters kritisches Denken zu den Themen Umwelt und Gesellschaft. Seit den 1990er Jahren bis 2010 arbeitete Brandstädter intensiv im Bereich Kunstpädagogik und beruflicher Qualifizierung mit Jugendlichen. Seine soziale Arbeit spiegelt sich vielfach auch in der künstlerischen Arbeit wider. Die Arbeiten Brandstädters Freunde Barbara Pruchnik und Richard Scheffler aus Hamburg sowie seiner Schwester, der Berliner Künstlerin Mariele Bergmann mit Malerei und ihrer eindrucksvoll-verstörenden Plastik „Altlasten“, bilden sowohl in der Raumabfolge als auch chronologisch den Abschluss der Ausstellung >Dialog – Monolog