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Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin widmet dem legendären Black Mountain College erstmals in Deutschland eine umfangreiche Ausstellung. Das 1933 im US-Bundesstaat North Carolina gegründete College erlangte aufgrund seines progressiven Ausbildungskonzepts und der zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten, die dort lehrten und studierten, schnell Berühmtheit. Sein Einfluss auf die Entwicklung der Künste in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war enorm; insbesondere die sich seit den 1950er Jahren abzeichnenden performativen Praktiken in den Künsten verdankt der experimentellen Vorgehensweise am Black Mountain College wesentliche Impulse. Den Gründern ging es darum, ein demokratisches und im Sinne der reformpädagogischen Ideen des Philosophen John Dewey erfahrungsbasiertes, interdisziplinäres Lehrinstitut zu etablieren. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte dieses universitären Experiments in ihren Grundzügen nach. In den ersten Jahren seines Bestehens wurde das College stark von deutschen und europäischen Emigranten geprägt – unter ihnen mehrere ehemalige Bauhaus-Lehrer wie Josef und Anni Albers, Alexander „Xanti“ Schawinsky und Walter Gropius. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die kreativen Impulse dann zunehmend von jungen amerikanischen Künstlern und Wissenschaftlern aus, die zwischen den urbanen Zentren an der amerikanischen Ost- und Westküste und dem ländlichen Black Mountain pendelten. Bis zu seiner Schließung im Jahr 1957 blieb das College von den Ideen der europäischen Moderne, der Philosophie des amerikanischen Pragmatismus und einer auf die Eigeninitiative wie die soziale Kompetenz des Individuums setzenden Pädagogik geprägt. Innerhalb einer vom Architektenkollektiv raumlabor_berlin entwickelten Ausstellungsarchitektur werden im Hamburger Bahnhof Werke sowohl der am College lehrenden Dozenten wie Josef und Anni Albers, Richard Buckminster Fuller, John Cage, Merce Cunningham, Shoji Hamada, Franz Kline, Xanti Schawinsky oder Jack Tworkov als auch einiger Studenten wie Ruth Asawa, Ray Johnson, Ursula Mamlok, Robert Rauschenberg, Dorothea Rockburne und Cy Twombly zu sehen sein. Zahlreiche fotografische und filmische Dokumente sowie die vom College veröffentlichten Publikationen, die vornehmlich aus US-amerikanischen Archiven zur Verfügung gestellt werden, geben einen Einblick in die Arbeitsweise dieses Instituts und das Leben auf dem Campus. Die am Black Mountain College erprobten interdisziplinären und experimentellen Herangehensweisen und gemeinschaftlichen Lebensformen hatten einen großen Einfluss auf den künstlerischen und gesellschaftlichen Aufbruch in den 1960er Jahren und sind bis heute relevant. Um die Aktualität der pädagogischen Ansätze des Colleges zu untersuchen, führen Studierende verschiedener Hochschulen während der gesamten Laufzeit in der Ausstellung Archivmaterialien in Form von Lesungen, Konzerten und Performances auf. Eigens für diese Aufführungen entwickelte der Künstler und Komponist Arnold Dreyblatt ein Konzept unter dem Titel „Performing the Black Mountain Archive“. Im Rahmen einer von ihm entworfenen Zeitstruktur finden vormittags zwischen 11 und 13 Uhr sowie nachmittags zwischen 15 und 17 Uhr kurze Aufführungen an mehreren Orten innerhalb der Ausstellungsräume statt. Das Projekt „Performing the Black Mountain Archive“ wird von Studierenden folgender Hochschulen realisiert: Universität der Künste Berlin (Sound Studies), Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Berlin (Tanz, Kontext, Choreographie), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn (North American Studies Program / Germanistik), Hochschule für Bildende Künste Dresden (Bildende Kunst), Muthesius Kunsthochschule, Kiel (Medienkunst / Typografie und Gestaltung), Hochschule der Künste Bern (Performance Art / Medienkunst CAP), Kunstakademiet i Oslo (Bildende Kunst), Norwegian Theater Academy – Høgskolen i Østfold, Fredrikstad (Theater), Konstfack. University College of Arts, Crafts and Design, Stockholm (Bildende Kunst). In Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft, Prof. Dr. Annette Jael Lehmann) und dem Dahlem Humanities Center konnten zur Ausstellung zwei öffentliche wissenschaftliche Workshops (im Mai 2014 sowie am 25. + 26. September 2015) und ein Blog erarbeitet werden.

Kuratoren der Ausstellung: Eugen Blume, Gabriele Knapstein

Wissenschaftliche Mitarbeit und Projektleitung: Matilda Felix

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei Spector Books, Leipzig.

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