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Die Ausstellung Changing Channels widmet sich der künstlerischen Reflexion und Nutzung des Massenmediums Fernsehen von den 1960er bis in die 1980er Jahre.

Sie zeigt Werke, die den zunehmenden gesellschaftlichen Einfluss sowie die ökonomischen, technologischen und gesellschaftlichen Mechanismen dieses Mediums zur Diskussion stellen. Zu einem Zeitpunkt an dem sich das Fernsehen grundlegend wandelt, zielt die Ausstellung auf eine umfassende Revision des Verhältnisses von Kunst und medialer Öffentlichkeit ab.

Ab der Mitte der 1960er Jahre nutzten KünstlerInnen aus dem Fluxus und dem Umfeld der Expanded Arts wie Nam June Paik, Stan Vanderbeek oder Wolf Vostell die technischen Manipulationsmöglichkeiten des elektronischen Bildes für Störungen oder ästhetische Transformationen. Über audiovisuelle Rückkoppelungseffekte und Eingriffe in den televisuellen Apparat sollten neue Formen der Partizipation und ein grundlegender Wandel der bestehenden Kommunikationsstrukturen ermöglicht werden. Künstlerische und aktivistische Kollektive wie Ant Farm oder Raindance demonstrierten mit Medienperformances und Video-Kameras, wie das Massenmedium Fernsehen sendete und was es seinem Publikum vorenthielt.

In den 1970er Jahren widmeten sich konzeptuell arbeitende KünstlerInnen dem Verhältnis von Kunstraum und öffentlichem Medienraum. David Lamelas, Peter Weibel, VALIE EXPORT, Dan Graham, Sanja Iveković oder Dara Birnbaum untersuchten die Verbindungen von Kunst, Information und Kommunikation und konzentrierten sich in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Sprache des Fernsehens und seine bewusstseinsbildenden Effekte. Ihre Arbeiten wurden in öffentlich–rechtlichen Kanälen wie dem ORF bzw. der ARD oder in Kabelkanälen gesendet.

Künstlerische Infragestellungen des TV-Bildes bezogen sich angesichts der für das Medium Fernsehen charakteristischen Verschränkung von Privatem und Öffentlichem insbesondere auf televisuelle Selbstdarstellungen und Identifikationsangebote. Sei es, dass KünstlerInnen wie Andy Warhol vom öffentlichen Ruhm fasziniert waren, oder dass sie, wie Yoko Ono und John Lennon, diesen für politisch–künstlerische Zwecke instrumentalisierten. Ihre Arbeiten veranschaulichen die direkten Bezüge zur Warenlogik und Ökonomie der Marke, ebenso wie sie explizite Parallelen zwischen Künstlerbildern und medialen Starfunktionen thematisieren. Andy Warhol´s TV, das in 42 Episoden auch auf MTV lief und Stars wie Grace Jones, Jerry Hall, John Oates oder Debbie Harry präsentierte, nimmt in der Ausstellung die gesamte MUMOK FACTORY ein.

Im Zuge der rasant voranschreitenden Pluralisierung der Medienlandschaften in den 1970er Jahren wurden die RezipientInnen zunehmend als ambivalente KonsumentInnen adressiert, die eigensinnige Formen des Umgangs mit dem Medium entwickelten.

Als Fernsehen längst selbstverständlich geworden war, rückten bildende KünstlerInnen wie Judith Barry, Michael Smith oder Ilene Segalove in verstärktem Maße die Paradoxien von Konsum und Unterhaltung ins Zentrum ihrer Arbeit.

Kurator Matthias Michalka