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Silvia Höller, Leiterin der RLB Kunstbrücke, hat „Kommunikation“ als das zentrale Thema gewählt, um in eine kleine Auswahl der bedeutenden Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein zu präsentieren. Zu den Besonderheiten des Kunstmuseum Liechtenstein gehört, dass es seine Sammlungspolitik konsequent inhaltlich ausrichtet und bewusst auf formale Kriterien verzichtet. Das Museum sammelt entlang zweier thematischer Hauptstränge: einerseits rationale Ansätze in der Kunst seit 1900, andererseits anthropologische Verfahren.

„Im Fokus steht die europäische und amerikanische Kunst seit den 1960er Jahren. Der größte Sammlungsteil widmet sich der italienischen Arte Povera. Das Kunstmuseum Liechtenstein verfügt heute über die weltweit umfangreichste Sammlung an historischen Werken der zu dieser Gruppe zählenden Künstler“, skizzierte Dr. Friedemann Malsch, Direktor des Kunstmuseums Liechtenstein, die Sammlungstätigkeit des Hauses anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Die aktuelle Ausstellung in der RLB Kunstbrücke nähert sich mit einer Auswahl von insgesamt 37 Arbeiten von 32 Künstlerpersönlichkeiten grundlegenden Mitteilungsformen: dem Blick, dem Wort, der Geste.

„Freilich geschieht dies nur auf einer assoziativen Ebene und nicht als wissenschaftliche Untersuchung. Unsere Kommunikation basiert im Wesentlichen auf Sprache und dem vielseitigen Vokabular der Mimik und Gestik. Diese Elemente werden seit jeher auch in der bildenden Kunst reflektiert. So kommt dem Blick vor allem in der Porträtdarstellung eine zentrale Rolle zu. Seit der Antike gelten die Augen als Spiegel und Fenster der Seele. Eindrucksvolle Begegnungen von Angesicht zu Angesicht zeigen sich im Bildnis der Tochter (1899) des Münchner Malerfürsten Franz von Lenbach oder in der ausgestellten Fotoarbeit der französischen Künstlerin Valérie Belin“, so Kuratorin Silvia Höller.

Auf die optische Wahrnehmung beziehen sich hingegen die gezeigten Arbeiten der Arte Povera-Vertreter Giulio Paolini und Michelangelo Pistoletto. Die Verbindung von Wort und Bild sieht Silvia Höller von einem wechselreichen Verhältnis und einer nahezu unendlichen Geschichte geprägt. Und: „Besonders im 20. Jahrhundert findet sich eine durchdringende Wechselwirkung von Verbalem und Visuellem. Die Sprache wird zum Material in der Kunstproduktion, wie die visuelle Poesie oder der französische Lettrismus in den 1950er und 1960er Jahren zeigen. Beispielhaft dafür stehen in unserer aktuellen Ausstellung die Rätselbilder von Isidore Isou, die Schriftkomposition von Ferdinand Kriwet oder der poetische Animationsfilm von William Kentridge“, so Silvia Höller.

„Die Geste steht im Allgemeinverständnis für die Kommunikation mit den Händen, während die Gebärde Körperbewegungen meint. Gebärden begleiten die verbale Verständigung meist unbewusst. Im Gegensatz dazu stehen die bewusst geformten Handzeichen, die sinnbildlich zu verstehen sind und immer im Kontext des Kulturkreises, des historischen und ideologischen Hintergrundes gesehen werden müssen. Ihre Entschlüsselung stellt eine wichtige Voraussetzung beim Lesen eines Kunstwerkes dar“, sagt Silvia Höller. Beispiele für bedeutungsschwere symbolische Gesten in der Ausstellung sind die „Schwurhand“ von Joseph Beuys, der aufrechte Boxhandschuh von Georg Herold oder der Kuss von Edvard Munch.

Katalog zur Ausstellung Begleitend zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit Beiträgen u. a. von Silvia Höller, Friedemann Malsch und dem Soziologen Hermann Strasser sowie zahlreichen Kurztexten zu den künstlerischen Positionen (104 Seiten).

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Der Blick. Das Wort. Die Geste.
Sammlung Kunstmuseum Liechtenstein
Kuratorin: Silvia Höller

Künstler: Akeji , Roberto Altmann, Arman , Valerie Belin, Joseph Beuys, Alighiero e Boetti, Henri Chopin, Lovis Corinth, Jochen Gerz, Alberto Giacometti, Dan Graham, Georg Herold, Gerhard Hoehme, Rebecca Horn, Isidore Isou, William Kentridge, Ferdinand Kriwet, Le Corbusier, Matts Leiderstam, Franz von Lenbach, Edvard Munch, Julian Opie, Meret Oppenheim, Giulio Paolini, A. R. Penck, Michelangelo Pistoletto, Man Ray, Carl Spitzweg, Fred Thieler, Antoni Tàpies, André Thomkins, Otto Zitko.