short biography

Francis Alÿs (b. 1959, Antwerp/Belgium) is primarily an action and video artist, based in Mexico City. His work also includes paintings, drawings, and sound works.
In 2001 he participated at the 49th Venice Biennale, and in 2012 at the documenta 13 in Kassel.
He studied Architecture at the Institute of Architecture in Tournai and at the Instituto Universitario di Architettura di Venezia.

https://francisalys.com/

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biographical contribution (only in german):

Mexiko-City als Antagonismus von Dekadenz, Elend und gleichzeitig enormer Lebensfreude fungiert als Katalysator der Kunst des belgisch stämmigen Performance- und Videokünstlers Francis Alÿs. Der studierte Architekt kam 1987 als Ingenieur nach Mexiko um nach einem Erdbeben mit verheerenden Auswirkungen Aufbauarbeit zu leisten.

Seit 1991 erkundet der Autodidakt Alÿs seine Wahlheimat während scheinbar völlig richtungsloser "Paseos" (= span.: Spaziergänge). Bis heute ist dieses Verfahren fest in seine Arbeitsweise integriert. Aus der direkten Konfrontation mit dem urbanen Leben entstehen die Inspirationen für seine politische multimediale Kunst, die sich mit der Sinn- und Ausweglosigkeit der leiblichen Seite der menschlichen Existenz und der darauf basierenden Not im Alltäglichen auseinandersetzt. So zeigt die Diaserie "Sleeper" (1996-2006) reglose Menschen mit geschlossenen Augen in der urbanen Hölle Mexico-City, die für die landflüchtigen Bewohner zum reinen Existenzkampf geworden ist. Unweigerlich drängt sich dem Betrachter die Frage auf, ob sich die fotografierten Menschen nur für einen Moment des Innehaltens zurückgezogen haben oder ob man Fotografien der Verlierer des Überlebenskampfes betrachtet.

Auf Basis von Aktionen, die er entweder während seiner Streifzüge durch die Stadt vollzieht oder die durch sie inspiriert sind, entstehen Videoarbeiten, in denen sich die Grenzen zwischen spielerischer Fiktion und Realität aufzulösen scheinen: Mal schiebt Alÿs einen schmelzenden Eiskegel vor sich her (Paradox of Praxis, 1997), mal zieht Alÿs einen magnetischen Hund durch die Straßen, an dem kleine Metallteile hängen bleiben. Zentral in den Arbeiten von Alys sind die Spuren, die der Mensch in der Welt hinterläßt oder aber die Spuren, die sich durch die Welt im Menschen einprägen. Obwohl die meisten Arbeiten von Alÿs Bezug auf seine Wahlheimat nehmen, agiert Alÿs global - ohne jedoch den Bezug zu den durch die Stadt inspirierten Themenstellungen zu verlieren: In "When Faith Moves Mountains" (2002) versetzen 500 Freiwillige unweit eines Armenviertels in Lima / Peru eine Sanddüne vier Inches weit als poetische Allegorie auf das Vollziehen von scheinbar unmöglichem durch kleine Schritte.

Trotz aller Ungläubigkeit ob der Möglichkeit seine Performances realitätsgetreu auf Video zu bannen, erfährt die Kunstwelt von Alÿs Performances nur durch die mediale Vermittlung - aktuale Zeugen seiner Aktionen sind nur die Bewohner des jeweilgen Armenviertels in Mexico-City.

Anna Katharina Schäfer, kunstaspekte 2012

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